Der Norden stimmt für Abschaffung der privaten Krankenversicherung
6.9.2024 – In einem Meinungsbarometer des NDR votierte die Mehrheit der Befragten für die Einführung einer einzigen gesetzlichen Krankenversicherung für alle Menschen. Die Teilnehmer kamen aus den fünf Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen.
Eine klare Meinung haben die Norddeutschen zum derzeitigen System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung. In einer Umfrage des Norddeutschen Rundfunks (NDR) sprachen sich kürzlich 72 Prozent aller Befragten für die Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Einrichtung einer Einheitsversicherung aus. Unter den gesetzlich Versicherten waren es 84 Prozent, unter den Privatversicherten 48 Prozent.
Die Mehrheit findet das System zudem ungerecht. Bei den Privatversicherten sagen dies 57 Prozent und bei den gesetzlich Versicherten 82 Prozent.
Meinungsbarometer
Insgesamt 19.280 Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen beteiligten sich zwischen dem 11. und 17 Juli an der Online-Befragung. Davon waren 81 Prozent gesetzlich und 18 Prozent privat versichert. Ein Prozent machte keine Angaben.
Eine Teilnahme war ab 16 Jahren möglich. Zuvor musste man sich bei der #NDRfragt-Community anmelden. Die Ergebnisse der Befragung sind laut dem Sender nicht repräsentativ. „Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland, Schulabschluss und Familienstand gewichtet“, heißt es.
Frage zu den Vor(ur)teilen
Zu den Vorteilen der privaten Krankenversicherung befragt, nannten 72 Prozent die schnellere Terminvergabe und 53 Prozent die größere Auswahl an Ärztinnen und Ärzten und damit einhergehend eine leichtere Neuaufnahme in Praxen.
Dahinter folgten eine geringere Wartezeit in Praxen (37 Prozent), umfangreichere Leistungen (36 Prozent) sowie eine höhere Behandlungsqualität (26 Prozent).
Große Unterschiede
Die Angaben variierten stark nach Systemteilnehmer. So glaubten rund 77 Prozent der gesetzlich Versicherten, dass privat Versicherte Vorteile bei der Terminvergabe haben. Dies meinten aber nur 51 Prozent der privat Versicherten selbst.
Zudem waren 42 Prozent der gesetzlich Versicherten der Überzeugung, privat Versicherte hätten den Vorteil, früher aufgerufen zu werden. Diese Einschätzung teilten jedoch nur 18 Prozent der privat Versicherten.
Mit Blick auf die Wartezeit auf einen Haus- oder Facharzttermin mussten 40 Prozent der gesetzlich Versicherten vier Wochen oder länger auf den Termin warten. Bei den privat Versicherten waren es nur zwölf Prozent.
Geringer war der Unterschied bei den abgesessenen Minuten im Wartezimmer. Jeweils zwei Prozent sagten, dass sie gar nicht warten mussten, 23 Prozent der gesetzlich Versicherten und 26 Prozent der privat Versicherten wurden innerhalb von einer Viertelstunde aufgerufen. Und 44 Prozent der gesetzlich und 35 Prozent der privat Versicherten mussten bis zu 30 Minuten warten.