4.8.2025 – Konflikte in einem Arbeitsteam können auf zwei Ebenen ausgetragen werden. Auf der Sachebene werden Informationen ausgetauscht, auf der Beziehungsebene geht es um die Beziehung zwischen zwei Kollegen. Daher müssen Konflikte, um sie zu lösen, genau eingeordnet werden. Manche Auseinandersetzungen sind nur auf der Beziehungsebene zu lösen.
Menschen sagen oft etwas anderes als sie denken und fühlen. Das kann zu Missverständnissen und Konflikten führen, die ein offenes Kommunizieren oft schwierig machen. So unterscheidet etwa der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick zwischen der Sachebene und der Beziehungsebene.
- Auf der Sachebene teilen Menschen Bewusstes in Worten mit. Beispielsweise werden sachliche Informationen und Argumente ausgetauscht.
- Auf der Beziehungsebene geht es um die Beziehung zwischen den kommunizierenden Personen. Es geht um Gefühle, Bedürfnisse oder Meinungen. Die werden meist unbewusst und auch nonverbal über Gesten und Mimik mitgeteilt.
Konflikte aufspüren
Nicht nur Chefs sollten Informationen, die ihnen über Einstellungen und Werte ihrer Mitarbeiter bekannt sind, im Hinterkopf behalten. So können sie rausbekommen, ob das, was das Gegenüber sagt, wirklich zu der Person passt oder ob sie eine Rolle ausfüllt – beispielsweise den konfliktscheuen, ja-sagenden Angestellten.
Hilfreich ist es auch, zu beobachten, ob Worte und Körpersprache zusammenpassen. Kommunikationsexperten empfehlen in diesem Fall allerdings, die Beobachtung nicht vorschnell zu interpretieren.
Ein Klassiker sind immer noch die verschränkten Arme, die als Signal für Verschlossenheit gelten. Allerdings gibt es viele Menschen, die auf diese Art ihre Hände und Arme „aufräumen“, ähnlich wie Angela Merkel mit ihrer Raute. Deshalb der Tipp, in solchen Situationen nachzufragen, was den Gesprächspartner wirklich beschäftigt.
Konflikte einordnen
Konflikte im Beruf spielen sich auf diesen beiden Ebenen ab. Die sachliche Ebene ist etwa betroffen durch:
- unklare Strukturen in einem Unternehmen,
- fehlende oder falsche Informationen der Gesprächspartner,
- falsche Annahmen und Fehlinterpretationen der Gesprächspartner.
Auf der Beziehungsebene sind es häufig Differenzen bezüglich:
- persönlicher Werte,
- Erwartungen und Bedürfnisse,
- eines unterschiedlichen Rollenverständnisses.
Beispiel für Konflikte im Team
Der Chef und sein Marketingleiter geraten immer wieder lautstark aneinander, weil der ältere Chef sich mit zurückhaltenden Werbeformen und -botschaften wesentlich wohler fühlt. Der jüngere Marketingchef dagegen ist für eine offensivere Werbung, wie sie gerade im Internet zunehmend üblicher wird.
Auf der Sachebene tauschen die Gesprächspartner Argumente aus, die jeweils mehr oder weniger nachvollziehbar sind.
Auf der Beziehungsebene vermitteln Unternehmensinhaber und Marketingchef ihre Grundbedürfnisse, Wünsche und Annahmen, die oft nicht bewusst sind. So ist der Chef eventuell der Auffassung, dass er als Inhaber auch in der Internetwerbung der Repräsentant ist. Und das forsche Auftreten stimmt nicht mit seinen Werten überein. Außerdem ist er der Vorgesetzte und spricht nach seinem Verständnis das letzte Wort.
Der jüngere Marketingleiter dagegen ist bereits ein erfahrener Onliner und weiß um den aggressiveren Grundton in dieser Form der Werbung. Zudem möchte er selbstverantwortlich arbeiten und hat das Verständnis, dass er vom Chef wegen seiner fachlichen Kompetenz angestellt wurde. Er fühlt sich in der Person und im Wissen zurückgesetzt.
Manche Konflikte sind nur auf der Beziehungsebene zu lösen
Um die Konflikte langfristig zu lösen, hilft es nicht, auf der Sachebene immer wieder aufs Neue Argumente auszutauschen.
Im oben beschriebenen Fall beruht das Problem vielmehr auf dem unterschiedlichen Rollenverständnis und auf der unterschiedlichen Einstellung und Erfahrung im Bereich des Internetmarketings. Dieser Konflikt ist nur auf der Beziehungsebene zu lösen.