Tarifstreit Innendienst: Termin für die vierte Verhandlungsrunde steht

18.6.2025 – Am 4. Juli 2025 wollen der Arbeitgeberverband der Versicherer und die Gewerkschaften Verdi und DBV erneut über einen neuen Tarifvertrag für den Versicherungsinnendienst verhandeln. Scheitert auch die vierte Verhandlungsrunde, wäre ein zeitnaher Tarifabschluss in den folgenden Monaten kaum möglich.

Der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland e.V. (AGV) hat sich mit den Gewerkschaften Ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft und dem Deutschen Bankangestellten-Verband e.V. (DBV) – Gewerkschaft der Finanzdienstleister auf einen Termin für die vierte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt geeinigt.

Verhandelt werden soll nun am Freitag, den 4. Juli, wie der AGV am Dienstag in seinen Tarifnachrichten mitteilt. Aus logistischen Gründen finden die Gespräche rein virtuell statt.

Beide Seiten hatten im Vorfeld berichtet, dass es schwierig sei, einen passenden Termin zu finden – möglicherweise auch, weil er bereits in die Urlaubszeit fällt. Die vorherigen Verhandlungen waren gescheitert (VersicherungsJournal 23.5.2025).

Es drohen Monate ohne gültigen Tarifvertrag

„Mit dieser Runde soll letztmalig der Versuch unternommen werden, eine ansonsten wegen der schwierigen Terminlage bis in den Herbst hinein notwendige Verschiebung der Tarifverhandlungen zu vermeiden“, schreibt der AGV.

Ein Scheitern der Gespräche würde folglich bedeuten, dass die 183.000 Beschäftigten frühestens Ende September mit einem neuen Tarifvertrag rechnen könnten. Der aktuell gültige Vertrag ist bereits im März ausgelaufen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Beschäftigten ohne tariflichen Schutz sind. In der Regel greift die sogenannte Nachwirkung nach dem Tarifvertragsgesetz. In § 4 Absatz 5 TVG heißt es: „Nach Ablauf des Tarifvertrags gelten seine Rechtsnormen weiter, bis sie durch eine andere Abmachung ersetzt werden“.

Festgefahrene Gespräche – und gegenseitige Vorwürfe

Die Verhandlungen galten zuletzt als festgefahren, beide Seiten warfen sich gegenseitig mangelnde Kompromissbereitschaft vor. Verdi fordert zwölf Prozent mehr Lohn in einem Jahr und warnt, das derzeitige Angebot der Arbeitgeber bedeute selbst nach 2027 noch einen Reallohnverlust von vier Prozent gegenüber 2020 (17.6.2025).

Verdi-Verhandlungsführerin Martina Grundler bestätigte dem VersicherungsJournal, dass der Verhandlungstermin keine Auswirkungen auf die Streikpläne der Gewerkschaft habe. Für den 26. Juni hat Verdi zu einem bundesweiten Streik aufgerufen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.

Am Telefon sagte Grundler, das Angebot des AGV sei aus Gewerkschaftssicht weiterhin unzureichend – vor allem mit Blick auf die Reallohnverluste der vergangenen Jahre.

AGV kritisiert Verhandlungsführung

Demgegenüber argumentiert der AGV, die Lohnforderungen von Verdi seien überzogen – und die Gewerkschaft würde nicht mit plausiblen Zahlen rechnen. Demnach hätten Inflationsausgleichszahlungen die erlittenen Reallohnverluste bereits zum Teil aufgefangen. Der Verband bietet 8,1 Prozent mehr Gehalt – verteilt auf 28 Monate.

Zudem kritisiert der Verband das Auftreten der Gewerkschaft im aktuellen Tarifstreit. Warnstreiks seien teilweise nicht angekündigt und Gespräche überraschend abgebrochen wurden, obwohl Verdi im Vorfeld signalisiert habe, sich einigen zu wollen.

Dr. Sebastian Hopfner, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbands, äußerte sogar Zweifel an der Rechtmäßigkeit einzelner Streikaktionen, weil Arbeitgeber gar nicht oder spät informiert worden seien – er wünsche sich hier einen anderen Umgang (28.5.2025).

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