Lebensversicherung: Riesige Unterschiede bei den Solvenzquoten der Marktgrößen
24.5.2023 Im aktuellen Map-Report 929 wurden die Lebensversicherer einer Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Aufsichtsregime Solvency II unterzogen. Die Spannbreite der SCR-Bedeckungsquoten (mit und ohne Übergangsmaßnahmen) unter den Marktgrößen ist gewaltig. Sie reicht etwa bei der „nackten“ Quote von 91 Prozent (Cosmos) bis 426 Prozent (Nürnberger). Fast alle der 16 größten Anbieter haben mindestens eine der für den Übergang vorgesehenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen.
Zum Jahresende 2022 betrug die für die Aufsicht relevante Brutto-SCR-Solvenzquote inklusive Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassung der deutschen Lebensversicherer 606 Prozent. Dies entspricht einer Steigerung um etwa 139 Prozentpunkte beziehungsweise um knapp ein Drittel, wie eine Auflistung unter Solvencydata.com/ticker (Stand: 23. Mai, 15.30 Uhr) zeigt.
Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaftsplattform der ISS Software GmbH, der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH und der V.E.R.S. Leipzig GmbH, die gegen Entgelt Solvency-II-Daten aufbereitet und auswertet. In den Berechnungen enthalten sind die Daten von 83 Lebensversicherungs-Unternehmen.
SCR-Quoten der Lebensversicherer im Vergleich
Wie hoch beziehungsweise niedrig die Solvenzquoten (Verhältnis von anrechnungsfähigen Eigenmitteln zur SCR in Prozent) der deutschen Lebensversicherungs-Unternehmen sind, zeigt auch der am Mittwoch erschienene Map-Report Nummer 929 – „Solvabilität im Vergleich 2013 bis 2022“.
Dabei verwendeten den Daten der Analysten zufolge 53 (2021: 54; 2020: 55, 2019: 51) Akteure die Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen und die Volatilitätsanpassung.
15 (13; elf; acht) Gesellschaften machten ausschließlich von der Volatilitätsanpassung Gebrauch und erneut drei (zwei; ein) Lebensversicherer von der Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze (VersicherungsJournal 20.5.2022, 3.6.2021, 19.6.2020).
Die vorgenannten Maßnahmen machen einen Vergleich schwierig, wie Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages bereits in der Vergangenheit gegenüber der Redaktion erläutert hat (12.6.2018). Erschwerend kommt laut Klages hinzu, dass die Unternehmen neben der Standardformel auch ein sogenanntes internes Modell anwenden können. Davon machten zehn Akteure Gebrauch.
Werte streuen immens
Die „nackten“ Quoten – also ohne oben genannte Hilfen – streuen allein unter den 16 größten Gesellschaften mit mehr als 1,5 Milliarden Euro verdienten Bruttobeiträgen (2022) immens. Sie liegen zwischen 426 Prozent Nürnberger Lebensversicherung AG und 91 Prozent (Cosmos Lebensversicherungs-AG).
Die zweithöchste Quote wird mit annähernd 420 Prozent für die SV Sparkassenversicherung Lebensversicherung AG ausgewiesen. Besser als der Markt (317,4 Prozent) agierten von den Platzhirschen mit Quoten zwischen 395 und 357 Prozent ansonsten nur noch die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG und die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G.
Werte zwischen 289 und 253 Prozent werden ausgewiesen für die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG, die R+V Lebensversicherung AG und die Generali Deutschland Lebensversicherung AG. Zwischen 226 und 217 liegen die Quoten der Ergo Lebensversicherung AG, der Volkswohl Bund Lebensversicherung a.G. und der Allianz Lebensversicherungs-AG.
210 Prozent beträgt die Quote der Proxalto Lebensversicherung AG, 207 Prozent die der Axa Lebensversicherung AG und 185 Prozent die der HDI Lebensversicherung AG. Für den Debeka Lebensversicherungs-Verein a.G. werden 172 Prozent und für die Württembergische Lebensversicherung AG 149 Prozent ausgewiesen.
Plus und Minus bei den Branchengrößen
Anders als im Vorjahr, als bei den Big Player fast ausnahmslos Verbesserungen zu beobachten waren, konnten 2022 nur neun von ihnen ihre Quote erhöhen. Am stärksten gelang dies der Ergo (plus 145 Prozentpunkte). Überdurchschnittlich legten auch die Zurich Deutscher Herold, die Bayern-Versicherung, die Debeka und der HDI zu.
Leicht hinter dem Branchenschnitt von plus 52,8 Prozentpunkten zurück blieben die Alte Leipziger, die Axa und die Allianz, während der Volkswohl Bund seine Quote „nur“ um neun Punkte steigerte. Rückgänge zwischen 14 und 85 Prozentpunkte hatten Cosmos, Proxalto, Nürnberger, R+V, SV, Generali Deutschland und Württembergische zu verzeichnen.
Mit Hilfen erheblich höhere Quoten
Mit Volatilitätsanpassung, die unter den Marktgrößen alle Akteure bis auf die die Nürnberger genutzt haben, liegen die Quoten zwischen 512 Prozent (SV) und 165 Prozent (Cosmos). Über dem Branchenschnitt von knapp 333 Prozent landen die SV, die Bayern-Versicherung, die Alte Leipziger und der HDI.
Das Rückstellungs-Transitional nahmen über zwei Drittel der Platzhirsche in Anspruch. Auch hier kommt die SV auf den höchsten Wert (fast 1.033 Prozent). Dahinter folgen die R+V AG (793 Prozent), die Debeka (746 Prozent) und die Bayern-Versicherung (617 Prozent). Knapp hinter dem Branchenschnitt von 613 Prozent zurück blieben die Ergo (611 Prozent) und die Nürnberger (609 Prozent).
Der Map-Report Nummer 929 – „Solvabilität im Vergleich 2013 bis 2022“ ist bei der Franke und Bornberg GmbH erschienen. Er enthält auf 99 Seiten neben Übersichten zu den Bedeckungsquoten von bis zu 78 Lebens- und 37 privaten Krankenversicherern auch Übersichten zu den Beitragseinnahmen. Das Heft kann als E-Paper ab 363 Euro über die Bestellseite von Franke und Bornberg erworben werden.