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Debeka 2022: Überall besser als die Branche

8.3.2023 – Erfolgreiche persönliche Beratung über den angestellten Außendienst, gutes Feedback in den sozialen Medien und eine sehr flexible Arbeitsorganisation tragen die Erfolge des größten deutschen Krankenversicherers. Bei digitalen Abschlussmöglichkeiten ist die Assekuranz aber weiter sehr zurückhaltend.

Die Debeka Versicherungen haben am Dienstag ihre Geschäftszahlen 2022 präsentiert.

„Insgesamt sind wir 2022 stärker als der Markt gewachsen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Brahm. Dieser Trend habe sich in den ersten zwei Monaten des Jahres 2023 fortgesetzt. 2022 stiegen die Beitragseinnahmen der Versicherungsgruppe im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent auf 12,93 Milliarden Euro, während die Branche ein Minus von 0,7 Prozent verzeichnete.

Kenzahlen 2022 (Bild: Debeka)
Kenzahlen 2022 (Bild: Debeka)

Debeka wächst über dem Branchendurchschnitt

Thomas Brahm (Screenshot: Schmidt-Kasparek)
Thomas Brahm (Screenshot: Schmidt-Kasparek)

In der Krankenversicherung betrugen die Beitragseinnahmen 7,87 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 5,3 Prozent entspricht, während der gesamte Markt nur um 3,1 Prozent zugelegt hat.

Der Bestand in der PKV-Vollversicherung stieg um 13.000 Versicherte. „Damit sind mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Menschen bei uns vollversichert“, so Brahm. Das entspricht einem Anteil von fast 30 Prozent aller Privatversicherten in Deutschland.

Ein starker Wachstumsmarkt ist bei der Debeka die betriebliche Krankenversicherung (bKV). Sie konnte 2022 um mehr als 14 Prozent auf 146.000 Versicherte zulegen. Ende des letzten Jahres gab es mit 1.100 Unternehmen einen bKV-Vertrag. Die Debeka habe mit dem medizinischen Netzwerk „Wir für Gesundheit“ (VersicherungsJournal 29.7.2020) ein Alleinstellungsmerkmal im Markt.

400 Partnerkliniken und 1.000 ambulante Partner

90 Prozent der Anteile der „Wir für Gesundheit GmbH“ hat die Assekuranz mittlerweile übernommen (15.2.2023). Jeweils fünf Prozent halten die Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA und die Helios Kliniken GmbH. Das Netzwerk umfasst nun 400 Partnerkliniken sowie über 1.000 ambulante Partner.

Über die bKV-„PlusCard“ können Unternehmen ihren Mitarbeitern einen Zugang zu diesem Netzwerk sowie in alle deutschen Akutkrankenhäuser ermöglichen. Die Debeka beteuerte, dass eine Steuerung der Versicherten in Partnerkliniken nicht stattfinden würde.

Relative kleiner Rückgang in der Lebensversicherung

Das Beitragsminus in Leben von 1,5 Prozent ist laut Brahm immer noch gut, weil der Markt einen Rückgang von sechs Prozent hinnehmen musste. Insgesamt konnte die Debeka so ihren Marktanteil von 5,6 auf 5,8 Prozent erhöhen.

Brahm machte deutlich, dass in der Kundenberatung immer auch der Vorteil des genossenschaftlichen Versicherers hervorgehoben wird. „Im Gegensatz zu Aktiengesellschaften, die auch ihre Aktionäre am Erfolg beteiligen müssen, gibt es diesen Interessenkonflikt bei genossenschaftlichen Versicherern nicht“, so Brahm.

Daher erhielten die Kunden hier „immer etwas mehr“. Diesen Vorteil würden die Kunden erkennen und daraus resultiere auch eine 98-prozentige Weiterempfehlungsquote.

Vertrieb wieder verstärken

Paul Stein (Screenshot: Schmidt-Kasparek)
Paul Stein (Screenshot: Schmidt-Kasparek)

Der Rückgang von 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im angestellten Außendienst durch Abgang und Ruhestand soll sich hingegen in 2023 nicht mehr wiederholen. „Ich verspreche eine positivere Entwicklung“, so Vertriebs- und Marketingvorstand Paul Stein. Auch die Debeka hat – wie fast jeder Versicherer in Deutschland – Probleme beim Gewinnen von Personal.

„Wir bieten unserem Vertrieb aber einen hochattraktiven Vertrag und brauchen den Vergleich mit anderen Vertriebsarten nicht zu scheuen.“ Laut Stein hat der Kampf um Vermittler zugenommen. Dabei würde mit kurzfristigen finanziellen Zuwendungen versucht, Mitarbeiter zu gewinnen. Das lehnt die Debeka aber ab.

In der Arbeitsorganisation hat die Assekuranz ihre Flexibilität erhöht. „Der Vorschlag zwei Tage zuhause zu arbeiten und drei Tage im Büro, hat nicht allen Mitarbeitern genügt“, erläuterte Brahm. Daher könnten nun Führungskräfte für ihre Mitarbeiter von diesem Modell abweichen, wenn Erreichbarkeit und Produktivität nicht gefährdet würden. „Das ist für uns eine gute Chance, uns als attraktiver Arbeitgeber darzustellen“, betonte Brahm.

Online-Abschlüsse nur in Nebensparten

Beim digitalen Vertragsabschluss bleibt die Debeka weiterhin eher konservativ. Ein solcher ist weder für die PKV noch direkt beim Außendienst vorgesehen. Online-Abschlüsse gibt es bisher her nur in Nebensparten, wie der Auslandsreise-Krankenversicherung, der Reiseversicherung, der Haftpflichtversicherung und bei Festgeldanlagen. 2023 soll aber eine neue Sparte hinzukommen.

Die Online-Kunden würden an den angestellten Außendienst weitergegeben. Es gäbe zudem immer nur einen Preis, egal, ob eine Police online oder offline zustande kommt.

In den sozialen Medien, etwa bei Tiktok, versucht die Debeka sich neue Zielgruppen zu erschließen. 2022 konnten so 17 Millionen „Views“ erreicht werden. Mit der online Ansprache will man auch neue Mitarbeiter gewinnen. Wie viele 2022 über soziale Medien zur Debeka gekommen sind, kann das Unternehmen aber derzeit noch nicht messen.

Bürgerrente begrüßt

Keinen Erfolg konnte der Versicherer in seinem politischen Bemühen bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) und dem Bundesministerium für Finanzen erzielen, Beitragsanpassungen auf einen jährlichen Rhythmus umzustellen. Dann würden sich Erhöhungen nicht mehr aufstauen, was auch Verbraucherschützer empfehlen.

In der Lebensversicherung wird das Konzept des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zur Bürgerrente begrüßt. Es greife aber noch zu kurz. So schlägt die Debeka vor, den Kunden mehr Freiheit in der Gestaltung der Kapitalanlage zu ermöglichen. Je nach Kundenbedarf sollte ein individuelles Garantieniveau gewählt werden dürfen.

Eine Einschätzung, ob tatsächlich die Bürgerrente politisch im Sommer das Licht der Welt erblicken könnte, wollte die Debeka aber nicht wagen.

Dieses Jahr startet mit Zuwächsen

Auch 2023 ist die Debeka Krankenversicherungs-Verein a.G. weiter auf Wachstumskurs. „In den ersten beiden Monaten dieses Jahres konnten wir das Geschäft im Gesundheitsschutz um 14,6 Prozent steigern. Erfolgreich waren wir dabei vor allem bei der Vollkostenversicherung“, sagte Stein. Die Debeka könnte daher auch 2023 wieder ihren Marktanteil erhöhen.

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