18.7.2025 – Die Durchschnittrente der Frauen ist in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als diejenige der Männer. Dennoch zeigt sich nach wie vor ein massiver Gender Pension Gap. Dies belegt eine Studie im Auftrag des GDV. Demnach erhalten Frauen deutschlandweit im Schnitt 52 Prozent weniger Rente als Männer.
Während Frauen bundesweit im Schnitt einen Rentenzahlbetrag von 936 Euro erhalten, bekommen Männer jeden Monat 491 Euro und damit 52 Prozent mehr Geld. Dies zeigt die Studie „Frauen und Altersvorsorge. Fünf Impulse für mehr eigenständige Rente“ (PDF; 2,3 MB), welche die Prognos AG im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) erstellt hat.
Für die Untersuchung wurden die Rentenzahlbeträge – also die monatlich ausgezahlten gesetzlichen Renten nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen – in allen deutschen Landkreisen für das Jahr 2023 berechnet. Basis waren unter anderem Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Enorme Rentenlücke in Westdeutschland
Besonders groß ist der Gender Pension Gap demnach in den westdeutschen Bundesländern. Hier erhalten Männer 66 Prozent mehr gesetzliche Rente als Frauen. „Von Gleichberechtigung können wir hier noch lange nicht sprechen“, sagt Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV.
In Nordrhein-Westfalen beispielsweise beziehen Frauen durchschnittlich 828 Euro und damit 78 Prozent weniger als Männer, die im Schnitt auf 1.476 Euro kommen. Insgesamt sind die Renten der Männer an Rhein und Ruhr vergleichsweise hoch.
Mit Bottrop (1.686 Euro), Wesel (1.671 Euro) und Recklinghausen (1.654 Euro) führen drei nordrhein-westfälische Landkreise die Liste der fünf Regionen mit den höchsten Renten für Männer an. Spitzenreiter bei den Frauen ist Düsseldorf mit 962 Euro.
Deutlich kleinere Lücke in Ostdeutschland
In den ostdeutschen Bundesländern fällt der Gender Pension Gap mit 16 Prozent deutlich kleiner aus als in Westdeutschland. Grund dafür ist eine historisch höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen als in den westdeutschen Ländern.
In Potsdam beziehen Frauen deutschlandweit die höchsten Renten. Mit im Schnitt 1.314 Euro liegt ihr Altersruhegeld rund 40 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Unter den fünf deutschen Landkreisen mit den höchsten Rentenzahlbeträgen bei Frauen sind zudem Frankfurt an der Oder und Cottbus (je 1.310 Euro).
- Durchschnittliche Rentenzahlbeträge in Euro von Frauen in Deutschland 2023. Zum Vergrößern Bild klicken.(Bild: Bundesamt für Kartografie und Geodäsie 2024)
Durchschnittrente der Frauen stärker gestiegen
Die geschlechtsspezifische Lücke in der Altersvorsorge spiegele typische Unterschiede in den Erwerbsbiografien von Männern und Frauen wider, begründet der GDV die Ergebnisse. Aufgrund von Care-Arbeit arbeiteten Frauen häufiger in Teilzeit, hätten öfter und länger Erwerbsunterbrechungen und erhielten geringere Löhne.
„Das führt dazu, dass Frauen weniger in Rentenkassen und Altersvorsorge einzahlen und im Alter dann finanziell schlechter dastehen als Männer. Das ist eine erhebliche Benachteiligung“, sagt Schumann.
Positiv sei, dass deutschlandweit mit einer tendenziell steigenden Erwerbsbeteiligung der Frauen und damit höheren Renten zu rechnen sei. Dies zeigt auch die Entwicklung der Renten in den Jahren 2013 bis 2023. In diesem Zeitraum erhöhte sich die Durchschnittrente der Frauen um 62 Prozent, die der Männer nur um 30 Prozent.
Insgesamt liege der Rentenzahlbetrag im Bundesdurchschnitt von Männern und Frauen zusammen bei 1.149 Euro. „Das allein reicht nicht für ein auskömmliches Leben im Alter – heute nicht und erst recht nicht in Zukunft“, so Schumann. Denn der demografische Wandel setze das Rentensystem zunehmend unter Druck.
- (Bild: GDV, Prognos)
Wir warten schon lange auf Reformen, die die Wirksamkeit und Verbreitung der ergänzenden Altersvorsorge erhöhen.
Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV
Handlungsempfehlungen für die Altersvorsorge
Die Studienautoren sehen dringenden Handlungsbedarf, um die Renteneinkünfte von Frauen zu erhöhen. Die Versicherungswirtschaft setze sich für eine gezielte Stärkung der kapitalgedeckten Altersvorsorge ein, heißt es.
„Wir warten schon lange auf Reformen, die die Wirksamkeit und Verbreitung der ergänzenden Altersvorsorge erhöhen. In der privaten Altersvorsorge braucht es bessere Renditechancen bei weiterhin lebenslanger Sicherheit und ein vereinfachtes Fördersystem, das gezielt Familien und Menschen mit geringen Einkommen erreicht“, so Schumann.
Aus den Studienergebnissen wurden fünf Impulse zur Steigerung der individuellen und gesamtgesellschaftlichen Altersvorsorge von Frauen abgeleitet. Diese sind:
- „Gesamtwirtschaftliche Effekte: Die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen wirkt sich nicht nur auf individuelle Rentenansprüche aus, sondern entlastet auch das Rentensystem. Denn eine steigende Erwerbstätigenquote sichert das Rentenniveau und senkt Beitragssätze für alle.
- Vereinbarkeit: Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung müssen für Eltern besser vereinbar sein. Das erfordert den Ausbau bedarfsgerechter Kinderbetreuungsangebote sowie eine fairere Beteiligung der Väter an der Care-Arbeit.
- Gemeinsam vorsorgen: Finanzielle Benachteiligungen von Frauen, etwa durch Gender Pay Gap und traditionelle Aufgabenverteilungen, führen zu ungleichen Einkommensverteilungen in heterosexuellen Paarhaushalten. Ein partnerschaftliches Vorsorgeverständnis, in dem das gemeinsame Haushaltseinkommen gleichermaßen für die Altersvorsorge aufgeteilt wird, gleicht Unterschiede innerhalb der Partnerschaft aus und erkennt Care-Arbeit als Leistung an.
- Betriebsrente mitnehmen: Staatlich gefördert und vom Arbeitgeber bezuschusst, sind Betriebsrenten auch bei kleineren Eigenbeträgen ein wichtiger Baustein für die Altersvorsorge. Das Angebot steht allen Beschäftigten offen. Die Versicherer setzen sich für eine Reform ein, damit Betriebsrenten noch mehr Menschen erreichen und attraktivere Renditechancen bieten.
- Früh starten – länger sparen: Langes Sparen bei gleichzeitig geringeren Beiträgen führt dank Zinseszinseffekt zu attraktiven Renten. Späteinsteiger/-innen müssen für ähnlich hohe Renten deutlich mehr sparen.“