Finanzen: Nur jeder Fünfte lässt sich professionell beraten
3.12.2024 – Lediglich knapp jeder fünfte Bürger nimmt für die Finanzplanung eine professionelle Beratung in Anspruch. Fast jeder Zweite stimmt sogar zu, gar keine Hilfsmittel zu nutzen, um die eigenen Finanzen zu planen. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag der LV 1871.
Welche Hilfsmittel nutzen die Deutschen bei der Planung ihrer Finanzen? Dieser Frage widmete sich der „Financial Freedom Report 2024“. Die bereits vierte Auflage der Studie wurde von der Civey GmbH im Auftrag der Lebensversicherung von 1871 a.G. München (LV 1871) erstellt.
Für die aktuelle Umfrage wurden im August 2.500 Bundesbürger ab 18 Jahren repräsentativ befragt.
Nur eine Minderheit lässt sich zu Finanzen professionell beraten
Das Ergebnis zeigt, dass nur eine Minderheit von 19,7 Prozent der Befragten professionelle Beratung für die eigene Finanzplanung in Anspruch nimmt – allerdings ist dies die am häufigsten genannte Hilfsoption.
Auch Familie und Freundeskreis spielen eine wichtige Rolle. Etwa jeder Siebte (14,0 Prozent) verlässt sich auf den Rat dieses persönlichen Netzwerks.
An dritter Stelle stehen „verfügbare Informationen“, worunter zum Beispiel die Onlinerecherche, die Webseiten der Verbraucherzentrale und populärwissenschaftliche Finanzratgeber fallen.
Die „Unterstützung von Online-Tools“ wird von knapp jedem zehnten Umfrageteilnehmer genannt. Die genaue Bedeutung dieser Tools bleibt im Studientext unklar. Etwa, ob es sich dabei um Robo-Advisors, Apps von Vergleichsportalen, Budgetplaner oder ähnliche digitale Helfer handelt.
Mehr als die Hälfte verzichtet auf jede Hilfe
Die Anzahl derjenigen, die keinerlei Hilfe bei ihrer Finanzplanung in Anspruch nehmen, ist groß. Fast jeder zweite Befragte beziehungsweise 45,6 Prozent stimmen zu, dass sie „gar keine“ Hilfsangebote nutzen.
Hinzu gesellen sich 12,0 Prozent, die mit „Weiß nicht“ antworten oder zu dieser Frage keine Angabe machen. Die Studienautoren interpretieren das Ergebnis derart, dass mehr als die Hälfte der Befragten (57,6 Prozent) auf Hilfsmittel in der Finanzplanung verzichtet.
Blick auf Finanzen oft mit negativen Gefühlen verbunden
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass der Blick auf die eigenen Finanzen bei den Bürgern oft negative Gefühle hervorruft. Fast jeder Fünfte (17,7 Prozent) stimmt zu, dass er beunruhigt sei, wenn er auf seine Finanzen schaue. Ungefähr jeden Sechsten (15,7 Prozent) plagen bei diesem Thema sogar Zukunftsängste. In etwa ebenso viele Befragte sorgen sich um ihre Rente.
In Summe empfindet die Hälfte der Befragten (50,3 Prozent) negative Gefühle, wenn sie an ihre Finanzen denkt. Im Gegensatz dazu blicken lediglich ein Drittel (29,5 Prozent) positiv und weitere 20,2 Prozent neutral auf ihr Konto.
Kontraproduktive Auswirkungen auf Finanzplanung
Studienautorin Professor Dr. Julia Pitters sieht in diesen negativen Gefühlen einen wichtigen Grund, weshalb die Bürger sich erst gar nicht mit ihren Finanzen beschäftigen – und entsprechend auch auf Beratung verzichten.
„Die negativen Emotionen, insbesondere Sorgen und Zukunftsängste, können sich kontraproduktiv auf die Finanzplanung auswirken. Aus einer lähmenden Haltung kann leicht eine selbsterfüllende Prophezeiung entstehen“, sagt die Wirtschaftspsychologin.
„Es wird beispielsweise nicht weitsichtig investiert, was zu finanziellen Verlusten führt und die Ängste weiter schürt“, so Pitters.
„Wir müssen in Deutschland endlich die Berührungsängste bei der Finanzplanung ablegen. Immer noch sind es zu viele, die keinen Finanzplan aufstellen.“
Hermann Schrögenauer, Vertriebsvorstand der LV 1871
Finanzbildung und Strategie gegen Ängste
Hermann Schrögenauer, Vertriebsvorstand der LV 1871, sieht in den Ergebnissen einen Beleg dafür, dass das finanzielle Wissen der Deutschen Defizite aufweist. Er fordert, die finanziellen Hürden abzubauen und mehr Menschen zu ermutigen, aktiv ihre Finanzen zu planen und zu gestalten.
„Wir müssen in Deutschland endlich die Berührungsängste bei der Finanzplanung ablegen. Immer noch sind es zu viele, die keinen Finanzplan aufstellen. Es braucht hier nicht nur mehr und generationsübergreifende Zugänge zur Finanzbildung, sondern Strategien, um Ängste abzubauen und konkretes Handeln anzuregen“, so Schrögenauer.