7.7.2025 – Die berufsständischen Versorgungswerke haben in den Jahren 2015 bis 2023 14 Prozent mehr Beitragszahler hinzugewonnen und 49 Prozent mehr Ruhegeldempfänger bedienen müssen. Das durchschnittliche Altersruhegeld pro Monat legte in diesem Zeitraum lediglich um 6,95 Prozent zu. Zahlen zum vergangenen Jahr, als einige Einrichtungen Millionen mit Fehlinvestitionen verloren, liegen noch nicht vor.
Die berufsständischen Versorgungswerke haben 2023 rund 938.000 zahlende Beitragsmitglieder gehabt und an rund 340.000 Menschen ein Altersruhegeld in Höhe von durchschnittlich etwa 2.200 Euro gezahlt. Dies berichtet die Bundesregierung in einer Antwort (Drucksache 21/723, PDF; 270 KB) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion.
Die Zahlen stammen den Angaben zufolge größtenteils vom Dachverband der berufsständischen Versorgungswerke, der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen e.V. (ABV). Das Antwortschreiben wurde namens der Bundesregierung vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) verfasst.
Gescheiterte Immobilieninvestments führten zur Nachfrage
Hintergrund für die Anfrage waren mehrere millionenschwere, gescheiterte Immobilieninvestments einiger Versorgungswerke, für die weniger strenge Berichts- und Aufsichtspflichten gelten als für die deutschen Lebensversicherer (VersicherungsJournal 19.3.2025).
Betroffen waren unter anderem das Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) (27.5.2025), das – wie das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein (VZK SH) und das Versorgungswerk (Apothekerversorgung)
der Apothekerkammer Schleswig-Holstein (Medienspiegel 16.3.2025) – Millionen mit Büroprojekten in Frankfurt am Main verloren hat.
Das Altersversorgungswerk der Zahnärztekammer Niedersachsen (AVW) investierte in die Sigma-Gruppe des österreichischen Investors René Benko und wurde von der Insolvenz des undurchsichtigen Firmenkonglomerats erfasst (28.2.2024).
Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin (VZB) war „wesentlicher“ Investor der Element Insurance AG (27.1.2025). Laut einem Medienbericht soll die Einrichtung noch kurz vor der Insolvenz des Start-ups ihre Anteile massiv auf mehr als 80 Prozent aufgestockt haben. Die folgende Schieflage des Versorgungswerks war offensichtlich Auslöser für die Kleine Anfrage.
14 Prozent mehr Beitragszahler und 49 Prozent mehr Ruhegeldempfänger
„In Deutschland bestehen zurzeit 91 berufsständische Versorgungswerke für die Angehörigen der kammerfähigen Freien Berufe, die auf der Grundlage von Landesrecht die Pflichtversorgung ihrer Angehörigen für den Fall des Alters, der Invalidität und des Todes gewährleisten“, informiert die Bundesregierung in einer Vorbemerkung zu ihrer Antwort.
Insgesamt wurden Zahlen zu den beitragszahlenden Mitgliedern, den Altersruhegeldempfängern und zum durchschnittlichen Altersruhegeld in den Jahren ab 2015 angefragt. Ebenso Angaben zur Summe der ausgezahlten Altersruhegelder und zum gesamten Beitragsvolumen in den vergangenen zehn Jahren. Daten für das Jahr 2024 lagen allerdings noch nicht vor.
Demnach stieg die Zahl der beitragszahlenden Mitglieder zwischen 2015 und 2023 um 14,11 Prozent auf 938.613 Personen. Die Zahl der Altersruhegeldempfänger erhöhte sich um 48,76 Prozent auf 340.674 Empfänger.
Die Höhe des durchschnittlichen Altersruhegeldes pro Monat legte um 6,95 Prozent auf 2.222,27 Euro zu. Die Summe der ausgezahlten Altersruhegelder kletterte um 60,91 Prozent auf jährlich 8,139 Milliarden Euro und das gesamte Beitragsvolumen um 37,87 Prozent auf jährlich 12,399 Milliarden Euro.
Jahr | Anzahl beitrags-zahlender Mitglieder | Anzahl Altersruhegeld-empfänger | Höhe des durchschnittlichen Altersruhegeldes* | Summe der ausgezahlten Altersruhegelder** | Beitragsvolumen insgesamt** |
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* in Euro pro Monat; ** in Milliarden Euro pro Jahr; Quelle: Drucksache 21/723; BMAS, ABV | |||||
2015 | 822.516 | 229.010 | 2.077,92 | 5,058 | 8,993 |
2016 | 835.731 | 242.722 | 2.099,32 | 5,375 | 9,454 |
2017 | 849.152 | 254.244 | 2.104,26 | 5,686 | 9,992 |
2018 | 862.913 | 265.804 | 2.120,43 | 6,038 | 10,382 |
2019 | 880.562 | 279.266 | 2.121,99 | 6,374 | 10,885 |
2020 | 895.106 | 293.091 | 2.156,95 | 6,803 | 11,254 |
2021 | 906.158 | 306.509 | 2.173,68 | 7,204 | 11,808 |
2022 | 919.199 | 321.880 | 2.205,20 | 7,610 | 11,975 |
2023 | 938.613 | 340.674 | 2.222,27 | 8,139 | 12,399 |
Versorgungswerke generieren ein Plus von 55 Prozent beim Anlagevolumen
Das Anlagevolumen der berufsständischen Versorgungswerke erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 55,28 Prozent. Im Jahr 2015 hatte es noch 184,289 Milliarden Euro betragen, 2023 waren es dann 286,172 Milliarden Euro.
Konkrete Fragen zum finanziellen Schaden aus der Element-Insolvenz für die berufsständischen Versorgungswerke beantwortete die Bundesregierung mit Verweis auf ein laufendes Verfahren nicht.
Zur Frage, welche Fehler die Element-Geschäftsleitung gemacht habe, die zur Insolvenz führten, heißt es: „Die Frage betrifft laufende aufsichtliche Vorgänge zur Insolvenz der Element Insurance AG, zu denen keine Stellung genommen werden kann.“