Warum nachhaltige Geldanlagen im Vertrieb floppen

27.11.2025 – Weniger als ein Drittel der Deutschen investiert in verantwortungsbewusste Produkte oder plant den Einstieg innerhalb des kommenden Jahres. Mehr als die Hälfte hat hieran dagegen kein Interesse, ergibt eine aktuelle Umfrage. Demnach verschenken viele Menschen hierzulande Renditechancen mit niedrig verzinstem Tagesgeld, obwohl sie auch Sachwerte als sicher ansehen. Ein Grund: Knapp ein Viertel macht sich Sorgen um Greenwashing.

„Sachwerte sind für die Deutschen der Stabilitätsanker in unsicheren Zeiten“, schreiben die Autoren einer aktuell veröffentlichten Studie im Auftrag der Pangaea Life GmbH. Die 2017 gegründete Marke der Versicherungsgruppe die Bayerische setzt voll auf nachhaltige Investments per Sachwerte-Fonds (VersicherungsJournal 6.10.2017).

Für ihre Studie haben die Marktforscher der Yougov Deutschland GmbH Mitte November rund 2.000 Personen befragt. Die Ergebnisse wurden nach Angaben der Studienautoren anschließend so gewichtet, dass sie repräsentativ für die Wohnbevölkerung im Alter ab 18 Jahren hierzulande sind.

Präferierte Anlagen in unsicheren Zeiten

Demnach vertrauen 29 Prozent der Befragten vorrangig auf Infrastrukturprojekte, Immobilien, Rohstoffe oder erneuerbare Energien, wenn es „wirtschaftlich oder politisch unsicher“ wird. Vor allem Haushalte im oberen Einkommensdrittel bevorzugen Sachwertinvestments (38 Prozent).

Auf folgende Anteile kommen alle möglichen Antwortoptionen bei der Frage „Wenn es wirtschaftlich oder politisch unsicher wird – welche Anlageformen geben Ihnen persönlich die größte Sicherheit für die Zukunft?“ (Mehrfachnennungen möglich.):

  • reale Sachwerte: 29 Prozent,
  • Festgeld/Tagesgeld: 28 Prozent,
  • Einzelaktien, ETFs oder Aktienfonds: 19 Prozent,
  • Staats- und Unternehmensanleihen: acht Prozent,
  • andere Anlageformen: fünf Prozent,
  • weiß nicht/keine Angabe: 37 Prozent.
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Tagesgeldkunden verschenken Rendite

„Sachwerte verbinden langfristige Planbarkeit mit regelmäßigen Erträgen. In unsicheren Zeiten ist das ein starkes Argument“, sagt Uwe Mahrt, Geschäftsführer von Pangaea Life.

Doch gefragt nach ihren zurzeit genutzten Produkten nennen 40 Prozent der Deutschen Tagesgeld und weitere 23 Prozent das Sparbuch. Außerdem besitzen 27 Prozent nach eigenen Angaben gar keine Geldanlageprodukte.

Auf folgende Anteile kommen alle möglichen Antwortoptionen bei der Frage „Welche Geldanlageprodukte besitzen beziehungsweise nutzen Sie aktuell?“ (Mehrfachnennungen möglich.):

  • Aktien: 22 Prozent,
  • ETFs: 21 Prozent,
  • Aktienfonds: 15 Prozent,
  • Anleihen: vier Prozent,
  • Bausparvertrag: 16 Prozent,
  • Derivative Produkte: zwei Prozent,
  • Festgeld/Sparbrief: 15 Prozent,
  • Immobilienfonds: drei Prozent,
  • Rentenfonds: sieben Prozent,
  • Sparbuch: 23 Prozent,
  • Tagesgeldkonto: 40 Prozent,
  • Zertifikate: zwei Prozent,
  • Andere: vier Prozent,
  • „Ich besitze keine Spar- oder Investmentprodukte“: 27 Prozent,
  • „Ich weiß es nicht“: drei Prozent.

Frauen investieren deutlich seltener

Uwe Mahrt (Bild: Pangaea Life)
Uwe Mahrt (Bild: Pangaea Life)

„Damit liegt ein erheblicher Teil des deutschen Vermögens außerhalb jeder realen Rendite – und wird durch Inflation systematisch entwertet“, so Mahrt weiter. „Tagesgeld ist für kurzfristige Liquidität sinnvoll, aber langfristig ein Wohlstandsvernichter.“

Frauen sind von der verpassten Renditechance besonders stark betroffen. Denn mit einem Anteil von 31 Prozent haben überdurchschnittlich viele von ihnen überhaupt keine Geldanlageprodukte. Zum Vergleich: Von den Männern sagen das nur 23 Prozent.

Das Ergebnis ist eine geschlechterbedingte Vermögenslücke, die sich im Laufe eines Arbeitslebens dramatisch vergrößert, warnt Mahrt.

„Finanzielle Teilhabe entscheidet über Sicherheit im Alter. Der Gender-Gap beim Vermögensaufbau ist ein Thema, das wir nicht länger ignorieren dürfen.“

Nachhaltigkeit spielt eine Nebenrolle

Frauen zeigen sich auch bei nachhaltigen Investments oftmals zurückhaltend. Als Grund hierfür nennen sie den Studienautoren zufolge „signifikant häufiger Unsicherheit und fehlende Informationen“. Die Männer bemängeln demnach „signifikant häufiger die fehlende Transparenz der Produkte“.

Frage: „Welche Hindernisse halten Sie aktuell davon ab, überhaupt beziehungsweise stärker in nachhaltige Geldanlagen zu investieren? (Bitte wählen Sie alles Zutreffende aus.)“ (Bild: Pangaea Life)

Mahrt leitet daraus folgenden Auftrag an die Anbieter ab: „Transparenz schaffen, Wirkung belegen, Komplexität reduzieren.“ Grundsätzlich bestehe nämlich Vertriebspotenzial, da 15 Prozent der Deutschen laut der Umfrage bereits nachhaltig investieren und weitere 14 Prozent den Einstieg innerhalb der nächsten zwölf Monate planen.

Doch 57 Prozent der potenziellen Privatkunden setzen nicht auf nachhaltige Geldanlagen und haben es auch nicht im kommenden Jahr vor. Das Thema Klimaschutz spielt zwar für immerhin 19 Prozent eine zentrale Rolle bei der Geldanlage. Doch 24 Prozent zweifeln an der tatsächlichen Wirkung ihres Investments und sehen die Gefahr des sogenannten Greenwashings.

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