Bafin: So stark stiegen die Beiträge zur privaten Krankenversicherung

8.5.2025 – Die Versicherungsaufsicht schätzt in ihrem Jahresbericht 2024 die Lage der meisten Versicherer als robust ein. So konnten alle 78 von der Bafin beaufsichtigten Lebensversicherer eine ausreichende SCR-Quote nachweisen.

„Wir erleben eine Zeit voller Umbrüche. Aber Umbrüche bringen bekanntlich nicht nur Risiken mit sich, sondern auch Chancen. Für Europa lautet die zentrale Frage zurzeit: Wie können wir gestärkt aus dieser turbulenten Zeit hervorgehen?“

Mit dieser Frage eröffnete Mark Branson, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), am Mittwoch in Frankfurt am Main die Jahrespressekonferenz der Behörde.

Vertrauen schaffen durch Verlässlichkeit und Vorhersehbarkeit

In einer Zeit, in der global die Karten fast täglich neu gemischt werden, kommt es nach Meinung des Bafin-Chefs auf zwei Faktoren an: „Erstens: Gerade in solch unsicheren Zeiten ist Vertrauen elementar. Ganz besonders im Finanzsektor. Hier können wir in Europa klar punkten. Und zwar, indem wir

  • keine Abstriche bei der Resilienz des Finanzsystems machen,
  • hohe Verlässlichkeit, Vorhersehbarkeit und Rechtssicherheit an den Tag legen,
  • und starke, unabhängige Institutionen schätzen und schützen.“

Der zweite Faktor: Der Finanz- und Investitionsstandort Europa gewinnt weltweit an Attraktivität. Dazu Branson: „Nicht nur, weil die relative Attraktivität steigt, sondern auch, weil wir

  • gezielt unnötige Komplexität in der Regulierung abbauen,
  • eine Aufsichtskultur pflegen, die geprägt ist von Klarheit, Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit,
  • und die Hürden abbauen, die einem tieferen, liquideren, integrierten Finanzbinnenmarkt im Wege stehen.“

Nach seiner Meinung widersprechen sich Stabilität und Resilienz auf der einen Seite und Klarheit, Schnelligkeit und Integration auf der anderen nicht: „Die Kombination von hohen Standards, starken Institutionen und intelligenter, maximal rationalisierter Regulierung und Aufsichtspraxis kann Europa zum Gewinner dieser dynamischen und schwierigen Zeit machen.“

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Alte Gewissheiten lösen sich auf

Mark Branson (Archivbild: Brüss)
Mark Branson (Archivbild: Brüss)

Als Beispiel dafür, dass sich gegenwärtig alte Gewissheiten auflösen, wies der Aufseher auf das veränderte Verhalten von Anlegern bei den jüngsten Börsenturbulenzen hin. Bislang seien Investoren immer in US-Staatsanleihen geflüchtet, wenn es kritisch wurde. Sie galten als sicherer Hafen. Dieses Mal nicht unbedingt.

Die Renditen der zehn- und 30-jährigen Papiere stiegen zeitgleich mit den Kursrutschen am Aktienmarkt deutlich. Es gab eine ausgeprägte Rotation in kürzere Laufzeiten. „Der ‚Flight to Quality‘ hat diesmal anders funktioniert, weil der Markt unter ‚Quality‘ etwas anderes versteht als zuvor. Das ist ein Paradigmenwechsel“, so Branson in seiner Rede.

Banken und Versicherer sind gut aufgestellt

Der Bafin-Präsident sieht weiterhin ein erhebliches Potenzial für Rückschläge an den Finanzmärkten, möglicherweise mit systemweiten Auswirkungen. Die Unsicherheit sei und bleibe extrem hoch.

Den Unternehmen des Finanzsektors attestierte er, dass sie grundsätzlich gut aufgestellt sind. Die Lage könne sich jedoch eintrüben. So kann es für Versicherer wieder schwerer werden, hinreichend hohe Renditen aus ihren Kapitalanlagen zu erzielen.

Prämienerhöhungen in Kranken, Schaden und Unfall

Wie aus dem Jahresbericht der Bafin 2024 (PDF, 3 MB) hervorgeht, wird die Lage der meisten Versicherer als robust eingeschätzt. Wie im Vorjahr konnten auch 2024 alle 78 von der Behörde beaufsichtigten Lebensversicherer eine ausreichende Bedeckung der Solvenzkapitalanforderungen (SCR) nachweisen.

Bei den privaten Krankenversicherern errechnete die Bafin, dass 85 Prozent aller Vollversicherten in mindestens einem Haupttarif von Beitragsanpassungen betroffen waren. Im Durchschnitt wurden die Prämien um 13,9 Prozent erhöht.

Bei den 199 beaufsichtigten Schaden- und Unfallversicherern hat sich die SCR-Bedeckung im vergangenen Jahr kaum verändert. Nach vorläufigen Zahlen hat sich die Profitabilität im Gesamtmarkt etwas verbessert. Die Schaden-Kosten-Quote lag trotz hoher Schadeninflation leicht unter 100 Prozent, da die Prämien zeitverzögert zum Teil deutlich erhöht wurden.

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