E-Bikes: „Brände von Batterien nehmen in besorgniserregendem Tempo zu“

6.6.2025 – Lithium-Ionen-Batterien stecken in den meisten wiederaufladbaren Elektrogeräten – Smartphones und Laptops, aber auch Werkzeuge und E-Bikes. Insbesondere die wachsende Verbreitung der Fahrräder mit elektrischer Tretunterstützung birgt neue Risiken. Denn die darin verbauten Akkus sind ein wesentlicher Grund dafür, dass deutlich mehr Brandschäden zu verzeichnen sind.

Dass von den heute allgegenwärtigen Lithium-Ionen-Batterien erhöhte Brandgefahren ausgehen, machen nicht zuletzt die aktuell verschärften Sicherheitsvorgaben vieler Fluggesellschaften deutlich. Bei der Lufthansa-Tochter Eurowings zum Beispiel dürfen Passagiere Powerbanks nicht mehr an Bord aufladen.

Schon vorher galt für die mobilen Ersatzakkus ebenso wie für Mobiltelefone, Laptops und Digitalkameras, dass sie ins Handgepäck müssen. Zu groß ist die Gefahr, dass sie als Teil des Aufgabegepäcks einen unbemerkten Schmorbrand im Frachtraum verursachen, der schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann.

Die erhöhten Risiken stellen auch die Versicherer vor neue Herausforderungen. „Lithium-Batterien bringen versicherungstechnisch viele Nachteile“, zitieren die Analysten der Versicherungsforen Leipzig GmbH einen Marktteilnehmer in einer Studie im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler e.V.

Maklerverband kritisiert „Deckungsnotstand“

Der Maklerverband kritisiert bereits einen „Deckungsnotstand in der Gewerbe- und Industrieversicherung“ (VersicherungsJournal 23.5.2025). „Gravierende Kapazitätsengpässe“ bestehen demnach insbesondere dort, wo Betriebe von den Risiken Feuer, Explosion Blitzschlag und Leitungswasser betroffen sind.

Zu den Branchen mit den höchsten Engpässen zählt laut der 128 befragten BDVM-Mitgliedsunternehmen zuvorderst die Abfallwirtschaft und Recyclingbetriebe. „Hier treten besonders häufig Deckungsprobleme auf.“ Als zentrale Ursachen nennen die Makler strengere Auswahlkriterien der Versicherer.

„Unser Risikoappetit ist grundsätzlich breit und es sind keine Industrien als Firmenkunden ausgeschlossen“, sagt hingegen Fabian Desch, General Manager der QBE Europe SA/NV, Direktion für Deutschland (5.8.2024). „Auch an den gehobenen Mittelständlern aus den nachhaltigen Energien haben wir Interesse, um zu wachsen.“

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Brände werden von Akkus verursacht

Fabian Desch (Bild: QBE)
Fabian Desch (Bild: QBE)

Mit diesen Unternehmen habe man bereits Erfahrung gesammelt und wolle von den drei QBE-Standorten in Deutschland nun auch Kunden in Österreich ansprechen, so der Leiter des europaweiten Vertriebs gegenüber dem VersicherungsJournal. „Im Underwriting nutzen wir ein Ampelsystem mit den drei Risikostufen Rot, Gelb und Grün.“

Die Firmenkunden des australischen Versicherers sollen zukünftig bedeutend schneller Angebote für Policen bekommen können – mithilfe generativer KI. „Wenn alle Daten vorliegen, kann der Computer in Minuten ein Angebot berechnen“, erwartet Desch. Die entsprechende KI-Empfehlung werde dann noch einmal von einem Menschen gecheckt.

Aktuell beschäftigt sich auch der Industrieversicherer verstärkt mit Bränden, die von Akkus verursacht werden. Sie sind zumeist auf sogenannte „thermische Durchgehprozesse“ zurückzuführen. „Das ist eine unkontrollierte Überhitzung, oft ausgelöst durch Stöße, Überladung oder Hitzestau“, erklärt Ronald Koster, Risikoingenieur für Deutschland bei QBE.

Feuerwehr muss doppelt so oft ausrücken

Ronald Koster (Bild: QBE)
Ronald Koster (Bild: QBE)

Besonders gefährlich sind demnach Feuerrisiken bei der wachsenden Zahl an Elektroautos auf den Straßen. „Brände von Lithium-Ionen-Batterien nehmen in besorgniserregendem Tempo weiter zu“, so Koster. Das Problem: „Sie sind schwieriger zu löschen und benötigen in der Regel die zehnfache Menge an Wasser, um sie zu bekämpfen.“

Eine rasant wachsende Gefahr stellen QBE-Daten aus Großbritannien zufolge aber auch E-Bikes dar: Sie standen im Jahr 2024 mit 27 Prozent aller dort registrierten Brände durch Lithium-Ionen-Batterien in Verbindung. Mit 362 Bränden durch E-Bikes mussten britische Feuerwehren im vergangenen Jahr doppelt so oft ausrücken wie 2022.

Vergleichbare Detaildaten für Deutschland, wo die Einsatzkräfte laut Deutschem Feuerwehrverband e.V. 2022 insgesamt 229.497 Einsätze wegen Bränden und Explosionen hatten, sind nicht bekannt. Angesichts von bundesweit rund 15,7 Millionen Fahrrädern mit elektrischem Hilfsantrieb Ende 2024 ist das Risiko aber nicht zu unterschätzen.

Typische Ursachen von Gebäudebränden

Ein heißgelaufener Akku „zählt in Fachkreisen bereits zu den typischen Ursachen von Gebäudebränden“, heißt es beispielsweise vom Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS). Die Experten erläutern in einem Youtube-Video, wie genau ein defekter Elektrofahrradakku Feuer fängt.

Der Brand entsteht demnach in drei von vier Fällen beim Aufladen. „In einem Raum, in dem ein Akku geladen wird, sollte sich ein Rauchwarnmelder befinden, und es sollte jemand auf einen möglichen Alarm reagieren können“, empfiehlt Dr. Hans-Hermann Drews, Chemiker und Geschäftsführer des IFS.

Finanziell absichern lassen sich Akkuschäden der E-Bikes, deren aktueller Durchschnittspreis in Deutschland bei 2.650 Euro liegt, mit einer speziellen Fahrradversicherung. Sie springt auch bei technischen Defekten ein – wie bei dem laut einer aktuellen Studie am stärksten von technischen Defekten betroffenen Bauteil Akku.

Nur wenige Schäden der Versicherung gemeldet

Carsten Feldmann (Bild: Linexo by Wertgarantie)
Carsten Feldmann (Bild: Linexo by Wertgarantie)

„Das muss dann aber nicht gleich ein spektakulärer Brand sein“, sagt Carsten Feldmann, Verkaufsleiter bei Linexo, einer Marke der Wertgarantie SE, gegenüber dem VersicherungsJournal. „Unserem Team in der Schadenbearbeitung ist bisher noch kein Fall begegnet, bei dem ein E-Bike-Akku unserer Kunden in Flammen aufgegangen ist.“

„Da somit keine Schadenmeldungen bei uns eingegangen sind, fließt dieses auch nicht in die Berechnung unserer Prämien ein“, so Feldmann weiter. Ähnlich äußert sich eine Sprecherin der Huk-Coburg-Allgemeine Versicherung AG auf Anfrage des VersicherungsJournals, ohne konkrete Fallzahlen zu nennen. „Das kommt nur hin und wieder vor.“

Sie betont stattdessen, dass die eigenständige Fahrradversicherung insbesondere einen Diebstahlschutz für die Drahtesel bietet, die in der Spitze fünfstellige Neupreise erreichen. Ebenfalls abgedeckt sind Schäden durch Unfälle, Stürze oder Bedienungsfehler sowie durch Tiere oder Feuchtigkeit am Motor.

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