1.10.2025 – Fast jeder fünfte Bürger denkt aktuell laut einer Studie von Heute und Morgen darüber nach, auch bei Versicherungen zu sparen, um Lebenshaltungskosten zu senken. Die Analysten sehen trotzdem Chancen – wenn Versicherer und Vermittler auf die Ängste und Sorgen der Kunden reagieren.
Die Heute und Morgen GmbH hat in einer Studie untersucht, welche Sorgen und Ängste die Deutschen in Bezug auf ihre Finanzen umtreiben – und wie sie darauf reagieren wollen. Dafür wurden im April 2025 bevölkerungsrepräsentativ 1.049 Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren befragt.
Die Ergebnisse zeigen: Finanzielle Zukunftsängste ziehen sich bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein. Besonders groß ist die Sorge, dass die Inflation die Ersparnisse auffrisst. Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) teilen diese Angst – 30 Prozent sogar uneingeschränkt („trifft voll zu“), weitere 36 Prozent mit leichten Abstrichen („trifft eher zu“). Nur zwölf Prozent geben an, diese Befürchtung nicht zu haben.
Die Mehrheit teilt Angst vor Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten
Auch der Aussage „Ich bin besorgt, dass steigende Lebenshaltungskosten meine finanzielle Stabilität gefährden“ stimmt mit 59 Prozent eine Mehrheit zu. Knapp jeder Vierte teilt diese Sorge voll und ganz, weitere 35 Prozent zumindest teilweise. Nur 16 Prozent verneinen sie ausdrücklich – der Rest zeigt sich unentschieden.
Fast jeder Zweite (49 Prozent) fürchtet außerdem, den aktuellen Lebensstandard nicht halten zu können. 16 Prozent stimmen dieser Aussage voll zu, weitere 33 Prozent eher. Lediglich ein Viertel der Befragten verneint diese Sorge ausdrücklich.
Immerhin 37 Prozent der Befragten sind besorgt, künftig in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten – 14 Prozent voll und ganz, weitere 23 Prozent eher. Auch bei dieser Frage schließt mit 32 Prozent nur eine Minderheit ausdrücklich aus, davon nicht betroffen sein zu können.
Mehr Konsumzurückhaltung durch alle Einkommensklassen
Diese Sorgen schlagen sich auch im Ausgabenverhalten nieder. Fast zwei Drittel der Deutschen (63 Prozent) geben an, heute stärker als früher darauf zu achten, Geld zurückzulegen.
Die erhöhte Sparneigung zeigt sich durch alle Einkommensklassen: 69 Prozent der Haushalte mit weniger als 2.000 Euro netto stimmen dem zu, 64 Prozent bei Einkommen zwischen 2.000 und 4.000 Euro und selbst bei mehr als 4.000 Euro Nettoeinkommen noch 59 Prozent.
Im Pressetext zur Studie heißt es, dass Sparen und Kaufzurückhaltung in Zeiten vielfältiger wirtschaftlicher, geopolitischer und ökologischer Krisen vielen Menschen das Gefühl vermitteln, wieder persönliche Kontrolle zu gewinnen.
Wo die Deutschen sparen wollen
Darüber hinaus wurden die Teilnehmenden gefragt, in welchen Bereichen sie am ehesten Sparpotenzial sehen. Aus einer Liste sollten sie bis zu drei Bereiche auswählen und diese nach der Reihenfolge anordnen, in der sie zuerst sparen würden.
Am häufigsten nannten die Befragten Spenden und gemeinnützige Beiträge: 64 Prozent zählen diesen Bereich zu ihren drei wichtigsten Sparoptionen, 40 Prozent sogar an erster Stelle. Auf Rang zwei folgen Mitgliedschaften – etwa in Fitnessstudios oder Vereinen. Sie stehen bei 56 Prozent auf der Sparliste, davon bei 13 Prozent ganz oben und bei 27 Prozent an zweiter Stelle.
Auf den Plätzen drei bis sechs stehen Ausgaben, die vor allem mit Genuss, Freizeit und sozialem Leben verbunden sind. Jeder Zweite würde beim Restaurantbesuch sparen, 47 Prozent bei Freizeitaktivitäten wie Bar, Kino oder Zoobesuch. Auch Urlaub und Reisen gelten für 38 Prozent als potenzielles Sparfeld.
Versicherungen – nicht mehr als Grundversorgung wahrgenommen?
Versicherungen werden bereits auf Rang sechs der Bereiche genannt, in denen die Bürger Einsparpotentiale sehen. 19 Prozent zählen sie zu ihren Top-drei-Sparposten, auch wenn nur sechs Prozent sie als erstes streichen würden. Weitere fünf Prozent setzen sie auf Rang zwei, acht Prozent auf Rang drei der Sparoptionen.
Produktübergreifend gelte: Die traditionelle Sonderstellung von Versicherungen als „unantastbare Grundausgaben“ beginne zu bröckeln, warnt Dr. Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei Heute und Morgen.
„Versicherungen werden zunehmend auf den Prüfstand gestellt oder sogar ganz infrage gestellt“, sagt Brocke. „Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Kunden an Flexibilität, Transparenz und den unmittelbaren Nutzen der Produkte.“
Wer am ehesten bei Versicherungen sparen will
Konkret planen derzeit 16 Prozent der Befragten, innerhalb der nächsten sechs Monate bei Versicherungen den Rotstift anzusetzen, berichten die Studienautoren.
Die Bereitschaft, Einsparungen vorzunehmen oder sich von einer Versicherung zu trennen, hängt dabei weniger vom Einkommen ab: Mit 25 Prozent ist sie in der Gruppe ab 5.000 Euro Nettoeinkommen sogar am höchsten. Ein Blick auf die Gruppe der Versicherungssparer zeigt dennoch markante soziographische Merkmale:
- Das Durchschnittsalter liegt bei 44 Jahren – etwas unter dem Durchschnitt aller Umfrageteilnehmer. 70 Prozent sind in Vollzeit beschäftigt.
- Männer sind mit 59 Prozent etwas häufiger bereit, bei Versicherungen zu sparen.
- Fast die Hälfte (46 Prozent) hat Kinder unter 18 Jahren.
Auffallend sei, dass Versicherungssparer besonders häufig finanzielle Unsicherheit empfinden, berichtet das Analysehaus: Ihre Ängste und Sorgen seien stärker ausgeprägt als im Durchschnitt aller Teilnehmenden. 54 Prozent fürchten, in Zukunft in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, und 62 Prozent sorgen sich, ihren Lebensstandard nicht halten zu können.
Maßnahmen, mit denen Versicherer finanzielle Sicherheit geben können
Entsprechend der Erkenntnisse fragte Heute und Morgen auch, welche Maßnahmen eines Versicherers von den Verbrauchern als besonders attraktiv wahrgenommen werden, um sich finanziell sicherer zu fühlen. Die Teilnehmer konnten jeweils mit „begeistert mich“, „attraktiv“ oder „unattraktiv“ antworten.
Mit 98 Prozent wird die „Rabattierung bei längeren Perioden ohne Schadensfall“ am häufigsten genannt. Gleichauf liegt die „schnellere und unkomplizierte Schadensregulierung“, wobei der Anteil der Antworten für „begeistert mich“ hier um zehn Prozentpunkte niedriger liegt.
Anpassbare Leistungen und Beratung gewünscht
Flexiblere Tarifmodelle mit anpassbaren Leistungen werden von 95 Prozent der Befragten als gewünschte Maßnahme für mehr finanzielle Sicherheit bewertet. Dahinter folgt die individuelle Beratung zur Kostenoptimierung bestehender Versicherungen mit 89 Prozent – ein klarer Handlungsauftrag auch für Vermittler.
Weitere 89 Prozent bewerten eine transparente Kommunikation über wirtschaftliche Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf den Versicherungsschutz als positiv. Rabatte und Boni für Versicherungsnehmer in finanziellen Engpässen folgen mit 83 Prozent, die Möglichkeit zur temporären Beitragsstundung mit 74 Prozent.
70 Prozent würden zudem neue Versicherungsprodukte begrüßen, die Sorgen und Ängste der Bürger besser adressieren.
„Versicherer haben es in der eigenen Hand!“
„Ängste und Verunsicherungen erweisen sich als zentraler Taktgeber des aktuellen Finanz- und Vorsorgeverhaltens der Bundesbürger“, kommentiert Mareen Wolf, Studienleiterin bei Heute und Morgen. „Versicherer haben es in finanziell verunsicherten Zeiten zumindest teilweise in der eigenen Hand, als Stabilitätsanker und Orientierungsgeber zu wirken.“
Es gelte, diese Herausforderung aktiv anzunehmen und im Austausch mit den Kunden konstruktive Lösungen zu entwickeln, ergänzt Wolf.
Die 70-seitige Studie „Angst und Finanzen“ ist bei Heute und Morgen kostenpflichtig über diesen Link erhältlich.