Kfz-Versicherer schon 2025 vor Rückkehr in die Gewinnzone?

11.7.2025 – Der GDV hat seine Jahresprognose von Anfang 2025 nach oben korrigiert. Besonders in der Lebensversicherung läuft es besser als zunächst erwartet. In der Kfz-Versicherung könnte die Branche nach zwei Verlustjahren mit tiefroten Zahlen wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

Die in Deutschland tätigen Versicherer blicken nach dem ersten Halbjahr deutlich optimistischer auf das laufende Geschäftsjahr 2025. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hat deshalb seine Beitragsprognose von Jahresbeginn deutlich nach oben korrigiert.

„Wir rechnen spartenübergreifend mit einem Wachstum der Bruttobeitragseinnahmen von 7,3 Prozent“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Im Frühjahr, zur Jahresmedienkonferenz, war der Verband noch von einem Plus von rund 5,0 Prozent für 2025 ausgegangen.

Auch für das Jahr 2026 rechnet der GDV mit einem weiteren Anstieg der Beitragseinnahmen – je nach Marktentwicklung um zwei bis sechs Prozent.

Deutlich besseres Ergebnis in der Lebensversicherung

Jörg Asmussen (Bild: GDV)
Jörg Asmussen (Bild: GDV)

Die optimistischen Erwartungen resultieren vor allem daraus, dass sich die Lebensversicherung besser entwickelt als erwartet. „Für die Leben-Sparte gehen wir jetzt davon aus, ein Beitragsplus von 6,7 Prozent zu erreichen“, sagt Asmussen. Im Frühjahr lag die Prognose noch bei 1,0 Prozent.

Haupttreiber für das erwartete Beitragswachstum 2025 ist das starke Einmalbeitragsgeschäft. Schon 2024 stieg der Bruttobeitrag im Neugeschäft nach APE in diesem Segment um 10,8 Prozent auf 27,2 Milliarden Euro.

Im Neugeschäft gegen laufenden Beitrag wurde 2024 hingegen nur ein Beitragswachstum von 3,3 Prozent erzielt. Bei der Vertragszahl lag der Neuzugang im abgelaufenen Geschäftsjahr mit unter 4,3 Millionen Verträgen auf einem historischen Tiefstand (VersicherungsJournal 25.5.2025).

Nun erwartet der Verband, dass das gesamte Bruttobeitragsvolumen gegen Einmalbeitrag im Jahr 2025 um 24,2 Prozent zulegt – gegenüber 4,8 Prozent, die zum Jahresanfang prognostiziert wurden. Es zeige sich ein überraschender Boom: „Das derzeitige Zinsumfeld ermöglicht Lebensversicherern, attraktive Produkte anzubieten, die entsprechend nachgefragt werden“, sagt Asmussen.

„Im laufenden Beitrag sehen wir jedoch eine rückläufige Entwicklung, die vor allem auf demografische Ursachen zurückzuführen ist“, relativiert der Volkswirt die optimistische Prognose für die Leben-Sparte. Eine genaue Zahl wird hier nicht genannt.

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Kfz-Versicherung könnte positives Ergebnis schreiben

In der Schaden- und Unfallversicherung bleibt die Geschäftsprognose im Vergleich zum Frühjahr stabil. „Hier erwartet der GDV für 2025 ein Beitragswachstum von 7,8 Prozent, nach 7,5 Prozent zu Beginn des Jahres“, sagt Asmussen.

Als Problemfeld galt zuletzt vor allem die Kraftfahrtversicherung: Stark steigende Kosten für Ersatzteile und Werkstattreparaturen trafen auf einen harten Preiskampf. Viele Anbieter haben ihre Beiträge nicht in dem Maße erhöht, wie es wirtschaftlich notwendig gewesen wäre. Die Folge: In den Jahren 2023 und 2024 summierten sich die Verluste der Kfz-Versicherer auf rund fünf Milliarden Euro (21.10.2024).

Doch die Kfz-Versicherer haben offenbar notwendige Anpassungen bei den Beiträgen nachgeholt. „Der GDV prognostiziert für die Kraftfahrtversicherung ein Plus von 14,0 Prozent bei den Beitragseinnahmen. Unterm Strich könnte damit 2025 eine Schaden-Kosten-Quote von 97 Prozent stehen und damit die Rückkehr in die versicherungstechnische Gewinnzone“, sagt Asmussen.

Historische Beitragsanpassungen in Kfz-Versicherung

Klaus-Jürgen Heitmann
Klaus-Jürgen Heitmann (Bild: Huk-Coburg)

Viele Kfz-Versicherer haben zum Jahreswechsel sowohl im Bestand als auch im Neugeschäft ihre Beiträge im zweistelligen Prozentbereich angehoben. Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandssprecher der Huk-Coburg-Gruppe und damit des Marktführers in der privaten Autoversicherung, berichtete bei einem Vortrag in Leipzig von „historischen Preisanpassungen“ (7.3.2025).

Würde die Kfz-Versicherung in diesem Jahr bereits in die Gewinnzone zurückkehren, so wäre auch das überraschend. Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH hatte in ihrem „Marktausblick Schaden-/Unfallversicherung 2024/2025“ prognostiziert, dass die Autoversicherer erst 2026 oder gar 2027 wieder ein positives versicherungstechnisches Ergebnis schreiben (15.5.2024).

Die Schadeninflation im Kfz-Segment hält unvermindert an: Sie hat sich gegenüber dem Vorjahr aber abgeschwächt. Demnach erwartet der GDV, dass die Versicherer für Schäden 2025 rund 4,5 Prozent mehr ausgeben müssen als im Vorjahr, nachdem die Schadeninflation in den Jahren zuvor bei deutlich über fünf Prozent lag (3.6.2025).

PKV: 7,5 Prozent mehr Beitragseinnahmen erwartet

In der privaten Krankenversicherung rechnet der GDV im laufenden Jahr mit einem Bruttobeitragswachstum von 7,5 Prozent. Auch hier sehen sich die Versicherer mit stark steigenden Ausgaben konfrontiert. Die Versicherungsleistungen erhöhten sich 2024 um 10,5 Prozent auf 39,4 Milliarden Euro. Dies ist die stärkste Zunahme der Ausgaben innerhalb von zwölf Jahren (21.3.2025).

Folglich erklärt der GDV den erwarteten Beitragszuwachs in der privaten Krankenversicherung vor allem mit notwendigen Beitragserhöhungen. Zur Entwicklung des Neugeschäfts 2025 trifft der GDV keine Prognose.

Doch andere Auswertungen erlauben vorsichtigen Optimismus. Nach den Zahlen des PKV-Verbandes konnten die Versicherer im abgelaufenen Jahr zum zweiten Mal in Folge ein leichtes Wachstum in der Krankenvollversicherung erzielen: Die Zahl der Vollversicherten stieg um 0,3 Prozent auf 8,74 Millionen (12.6.2025).

Die Hoffnungen ruhen zudem auf dem Geschäft mit betrieblichen Krankenversicherungen, wo sich eine stark wachsende Nachfrage zeigt. Die Zahl der bKV-Versicherten stieg 2024 um 20 Prozent auf über 2,5 Millionen, wie Daten des PKV-Verbandes zeigen. Dieser Trend soll sich auch im laufenden Jahr laut Branchenverband fortschreiben.

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