Warum ältere Autofahrer höhere Kfz-Versicherungsprämien zahlen
27.11.2024 – Wenn ältere Autofahrer in Unfälle mit Personenschaden verwickelt sind, tragen sie häufiger die Hauptschuld als jüngere. Das zeigt eine Auswertung des Statistischen Bundesamts. Das bedeutet jedoch nicht gleichzeitig, dass Senioren besonders oft an Unfällen beteiligt sind – höhere Kfz-Versicherungsprämien müssen sie trotzdem akzeptieren.
Sind ältere Autofahrer an einem Unfall mit Personenschaden beteiligt, so tragen sie häufiger die Hauptschuld als jüngere. Das zeigt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) auf Basis der polizeilichen Unfallstatistiken.
Im Jahr 2023 waren Autofahrer ab 65 Jahren demnach in mehr als zwei Dritteln der Fälle (68,1 Prozent) die Hauptverursacher, wenn es zu Personenschäden durch ein Auto kam. In der Altersgruppe 75 plus wurde sogar mehr als drei von vier unfallbeteiligten Fahrern (76,7 Prozent) die Hauptschuld am Unfall zugewiesen.
Betagte Senioren bei Unfallbeteiligung häufiger Verursacher als Fahranfänger
Damit sind Senioren der Altersgruppe 75 plus häufiger Hauptverursacher bei einer Unfallbeteiligung als Fahranfänger. Saßen junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren am Steuer eines Pkws, waren sie in 66,1 Prozent der Fälle für den Unfall hauptverantwortlich.
Zum Vergleich: Über alle Altersgruppen hinweg, die jünger als 65 Jahre waren, waren 54,8 Prozent der Autofahrer Hauptverursacher.
Ältere Autofahrer nicht häufiger in Unfälle verstrickt als jüngere
Die höhere Beteiligung als Unfallverursacher relativiert sich jedoch, wenn man berücksichtigt, wie oft ältere Menschen tatsächlich in Unfälle geraten. Im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung sind sie nämlich seltener in Verkehrsunfälle verwickelt als jüngere Fahrer.
Im Jahr 2023 waren 79.101 Menschen ab 65 Jahren an Unfällen mit Personenschaden beteiligt, das waren 15,2 Prozent aller Unfallbeteiligten mit Altersangaben. Der Anteil der mindestens 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland lag dagegen bei 22,3 Prozent.
Auch bei den betagten Senioren ist der Anteil an Unfällen nicht höher. Sie stellen 6,8 Prozent aller Unfallbeteiligten, während sie exakt 11,0 Prozent an der Gesamtbevölkerung stellen.
Mit dem Auto zurückgelegte Strecke geht deutlich zurück
„Die geringere Unfallbeteiligung dürfte insbesondere daran liegen, dass ältere Menschen seltener als jüngere am Straßenverkehr teilnehmen, unter anderem, weil sie nicht mehr zur Arbeit fahren“, berichtet Destatis.
Die Statistiker verweisen auf eine Studie des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, wonach die mit dem Auto zurückgelegte Strecke im Straßenverkehr ab 60 Jahren und mit steigendem Alter deutlich zurückgeht.
Weitere Gründe, weshalb Senioren eher selten in Unfälle verwickelt sind, nennt eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Einschränkungen wie etwa ein vermindertes Seh- oder Reaktionsvermögen gleichen ältere Fahrer häufig durch eine vorsichtige Fahrweise aus.
Laut Unfallstatistik verursachen Senioren seltener Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit oder zu geringem Abstand. Zudem wählen sie oft vertraute Strecken oder fahren zu verkehrsärmeren Zeiten, um sicher ans Ziel zu kommen.
Senioren zahlen Risikozuschlag in der Kfz-Versicherung
Dass ältere Autofahrer bei einer Unfallbeteiligung häufiger Verursacher des Unfalls sind, wirkt sich auch auf die Prämie in der Kfz-Versicherung aus.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat 2020 in einer Marktuntersuchung festgestellt, dass Ältere oft einen Prämienzuschlag für ihre Kfz-Versicherung zahlen. Konkrete Zahlen nannte die Behörde hierzu nicht. Sie betonte aber, dass diese Zuschläge rechtens sind – und keine Altersdiskriminierung bedeuten (VersicherungsJournal 26.1.2021).
Ältere Fahrer profitieren von hohen Schadenfreiheitsklassen
Ein Grund ist, dass Ältere diese Prämienzuschläge durch ihre individuelle Fahrweise ausgleichen können. Fahren Senioren lange unfallfrei, so profitieren sie zum Beispiel von hohen Schadenfreiheitsklassen. Je länger sie ohne Schaden bleiben, desto günstiger werden in der Regel Prämie und Vertrag.
Zudem seien Alterszuschläge deshalb zulässig, da sie „auf anerkannten Prinzipien risikoadäquater Kalkulation“ beruhen – insbesondere „auf einer versicherungsmathematisch ermittelten Risikobewertung unter Heranziehung statistischer Erhebungen“, so hob die Aufsichtsbehörde hervor.
Wie sich die Aufschläge auf die Prämien auswirken, zeigt eine Auswertung über das Vergleichsportal der Nafi GmbH. Demnach variieren die Zuschläge für 85-jährige Fahrer im Vergleich zu 65-Jährigen je nach Versicherer zwischen 45 und 154 Prozent.