17.4.2025 – Die Performance mancher Anlageprodukte für Privatkunden in Deutschland und anderen Staaten Europas lässt zu wünschen übrig, kritisiert die europäische Aufsichtsbehörde Eiopa. In einem Bericht messen die Aufseher die Nettorenditen an dem Preisauftrieb in den Jahren 2020 bis 2023. Reale Gewinne machten Sparer demnach nur mit risikoreicheren Produkten, allerdings mussten sie auch ein sehr mageres Anlagejahr 2022 in Kauf nehmen.
Die European Insurance and Occupational Pensions Authority (Eiopa) hat für ihren „Cost and past performance report“ (PDF; 1,1 MB) untersucht, wie sich Versicherungsanlageprodukte für Kleinanleger in Europa entwickeln.
Dazu ermittelte die Agentur der Europäischen Union die Erträge und Kosten der Produkte und verglich die daraus berechneten Nettorenditen mit der allgemeinen Teuerungsrate in den Jahren 2020 bis 2023.
In diese Zeitspanne fallen unter anderem die Corona-Pandemie seit März 2020 und der folgenschwere Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022, die zu Crashs der Börsen und teilweise stark steigenden Verbraucherpreisen führten. Vor allem gegen Ende des Vierjahreszeitraums erholten sich die Kurse zwar wieder, insgesamt konnten viele allerdings nicht mit der hohen Inflation Schritt halten.
Versicherungsanlageprodukte im Langzeittest
Die für den Bericht der Eiopa verwendeten Daten stammen von einer repräsentativen Stichprobe. Die teilnehmenden Versicherer kommen aus den Mitgliedstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), mit Ausnahme von Zypern, Island und den Niederlanden.
Alle untersuchten Anlageprodukte sind Versicherungen, deren Wert zumindest teilweise den Schwankungen am Kapitalmarkt ausgesetzt ist. Typische Beispiele hierfür sind fondsgebundene Rentenversicherungen und Lebensversicherungen mit Gewinnbeteiligung. Je nach Herkunftsland des Anbieters unterscheiden sich diese Produkte allerdings zum Teil stark voneinander.
Deutschland zählt nach Angaben der Frankfurter Studienautoren zu denjenigen Staaten des 30 Länder umfassenden Wirtschaftsblocks, die unterdurchschnittliche Kosten und überdurchschnittliche Nettorenditen aufweisen. Ein Grund dafür seien Unterschiede bei den Produkten: In Ländern wie Ungarn, Slowenien und Spanien lägen die Kosten, aber auch die Risikoniveaus höher.
Performance und Kostenabzüge im Vergleich
Über den Vierjahreszeitraum betrachtet erzielten Besitzer fondsgebundener Versicherungen im europäischen Durchschnitt gewichtete Nettorenditen von 1,3 (Risikoklasse eins bis drei) beziehungsweise 4,0 Prozent (Risikoklasse vier bis sieben). In Deutschland hingegen war für sie nach Eiopa-Definition mit 5,2 beziehungsweise 7,1 Prozent jeweils deutlich mehr drin.
Auch die Vorsorgeprodukte mit Gewinnbeteiligung wiesen hierzulande mit 1,9 Prozent eine höhere Durchschnitts-Performance zwischen 2020 und 2023 auf als der EWR-Durchschnitt (1,6 Prozent). Je nach empfohlener Haltedauer wich die kostenbedingte Renditeminderung dieser Produkte 2023 mit 1,0 (mittelfristig) und 0,8 Prozent (langfristig) von den EWR-Durchschnitten (1,5 und 0,7 Prozent) ab.
Jeweils unter dem europäischen Durchschnittsniveau von 2,9 (mittelfristig) beziehungsweise 1,4 Prozent (langfristig) lag dagegen die sogenannte Reduction in Yield (RIY) der Anbieter von Fondspolicen am deutschen Markt (1,8 und 1,3 Prozent). Zu beiden Produktgattungen gibt die Eiopa für Deutschland jeweils keine Kostenabzüge bei kurzfristigen Haltedauern an.
Gewichtete Nettorenditen von 2020 bis 2023
Im Ausnahmejahr 2022, als der harmonisierte Verbraucherpreisindex im Untersuchungsgebiet auf 9,2 Prozent gestiegen war, machten Anleger in Europa allerdings mit allen drei Produktkategorien reale Verluste. Fondsgebundene Versicherungen verzeichneten sogar nominale Werteinbußen um 6,6 (Risikoklassen eins bis drei) beziehungsweise 15,2 Prozent (vier bis sieben).
Die Lebensversicherungen mit Gewinnbeteiligung lagen 2022 mit einer gewichteten Nettorendite von 0,9 Prozent zumindest im positiven Bereich. Aber ihre insgesamt anhaltend mäßige Wertentwicklung nach Abzug der Kosten lag nur in einem der vier untersuchten Jahre (2020) mit 0,8 Prozent zumindest leicht über der Inflationsrate (0,7 Prozent).
Lediglich leicht über dem allgemeinen Preisauftrieb lag in den Jahren 2020 (0,2 Prozentpunkte) und 2023 (0,1 Prozentpunkte) die gewichtete Nettorendite der Fondspolicen aus den drei niedrigsten Risikoklassen. Ausschließlich im Jahr 2021 war hier das Plus um 5,7 Prozentpunkte beinahe doppelt so hoch wie die Inflation (2,9 Prozent).
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