Was Versicherer und Banken von Stefan Raab lernen können

8.4.2024 – Tiktok statt ZDF, fordert der Marketing- und Branchenexperte Dr. Robin Kiera in seinem Gastbeitrag. Was ein professionelles Videokonzept bringt, zeigt das mediale und öffentliche Echo auf die jüngsten Verlautbarungen des Entertainers und TV-Produzenten Stefan Raab. Mit seiner Comeback-Ankündigung hat er in kürzester Zeit knapp drei Millionen Menschen angesprochen.

Vor wenigen Tagen eröffnete Stefan Raab – nach zehn Jahren Abwesenheit im TV – einen Instagram-Kanal. Mit der Ankündigung: Neun Millionen Follower in drei Tagen – und er kommt zurück.

Es sind „nur“ 2,9 Millionen geworden. Das Comeback gibt es wohl dennoch.

Aus dieser Aktion sind drei Lehren zu ziehen.

Erstens: Starke Marken ziehen an

Starke Brands haben einen starken Effekt – sehr, sehr lange.

Und wer hat noch starke Brands. Versicherer und Banken? Warum bekommen wir es nicht hin, dass uns Millionen auf Social Media folgen?

Die harte Wahrheit gefällig? Wir machen einfach zu schlechte Inhalte, in zu geringer Frequenz auf den falschen Kanälen.

Zweitens: Hohe Produktionsqualität

Robin Kiera (Bild: privat)
Robin Kiera (Bild: privat)

Das Video von Stefan Raab ist nicht mit einem Wackelhandy aufgenommen worden, sondern wurde extrem aufwendig und hochwertig produziert.

Das war eine mehrtägige Produktion, mit einem professionellen Team und einer wochenlangen Nachproduktion. Und das Konzept orientierte sich nicht an Dokumentarfilmen aus dem Jahr 1956, sondern an modernen Youtube-Formaten.

Und was tun wir Versicherer? Wir geben mitunter auch richtig viel Geld für Filme aus. Dabei toben sich dann Kreativagenturen aus (oft ohne Ahnung von unseren Produkten, von Versicherungsvermittlern oder Kunden) und andere Agenturen produzieren dann Hochglanzfilme.

Leider häufig nach völlig veralteten Prinzipien. Da fliegen Logos durch das Bild, die Videos haben oft keine Story und schon gar keinen Call-to-Action.

Drittens: Twist und Belohnung

Im Video war Stefan Raab gar nicht zu sehen. Ferner formulierte er ein scheinbar unerreichbares Ziel. Über zehn Prozent der Bevölkerung sollten ihm innerhalb von drei Tagen folgen.

Aber es gab auch eine Belohnung. So mobilisierte er seine Fans und auch ganz viele Influencer unterstützten ihn.

Also, was tun?

Die gute Nachricht: Versicherer haben so viel in ihre Marke investiert, dass man uns kennt. Jetzt müssten wir mit starken Storys, modernen populärkulturellen Formaten und professionellen Produktionen ganze Kampagnen auf den richtigen Kanälen starten. Also Tiktok statt ZDF und Kurz-Video statt Werbefilm.

Dann folgen uns vielleicht auch ein paar Millionen innerhalb weniger Tage.

Geht nicht? Ich sage doch.

Ich nehme die Wette an.

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