Das sind die unprofitabelsten Haftpflichtversicherer

3.7.2025 – Auf Sechsjahressicht kam die BA die Bayerische mit im Schnitt 109,4 Prozent auf die höchste Combined Ratio. In der Verlustzone lagen auch die VHV und die R+V Allgemeine. Dies zeigt die Publikation „Branchenmonitor 2024: Haftpflichtversicherung“ von V.E.R.S. Leipzig.

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte die Branche mit 82,3 Prozent die niedrigste kombinierte Schaden- und Kostenquote in diesem Jahrhundert. Lediglich vier Akteure gaben mehr für Schäden und Kosten aus als sie einnahmen.

Die höchste Combined Ratio hatte dabei mit über 132 Prozent die BA die Bayerische Allgemeine Versicherung AG. Über 125 Prozent waren es bei der Condor Allgemeine Versicherungs-AG in ihrem letzten Geschäftsjahr als eigenständiger Risikoträger (7.7.2023, 9.8.2024).

Dies zeigt der „Branchenmonitor 2024: Haftpflichtversicherung“ von der V.E.R.S. Leipzig GmbH. In ihm werden zahlreiche Kennzahlen der 50 größten Marktteilnehmer mit rund 99 Prozent Marktanteil dargestellt (VersicherungsJournal 14.11.2024).

Sechsjahressicht: BA die Bayerische mit im Schnitt über 109 Prozent

Aus dem Monitor lässt sich auch ablesen, dass auf Sechsjahressicht betrachtet drei der aufgelisteten Akteure versicherungstechnisch in den roten Zahlen steckten. Die höchste Quote wird mit im Schnitt über 109 Prozent für die BA die Bayerische ausgewiesen.

Die R+V Allgemeine Versicherung AG gab im Schnitt 1,4 Cent mehr pro Beitragseuro aus als sie einnahm. Knapp 0,3 Cent Verlust pro Beitragseuro stand für die VHV Allgemeine Versicherung AG zu Buche – und bei der Inter Allgemeinen Versicherung AG hielten sich mit 100,00 Prozent Einnahmen und Ausgaben genau die Waage.

So gerade eben in der Gewinnzone landete die Volkswohl Bund Sachversicherung AG mit einer kombinierten Schaden-Kosten-Quote von 99,4 Prozent. Weniger als drei Cent Gewinn pro Beitragseuro schrieb die Condor.

Combined Ratio hoch (Bild: Wichert)

Sonderfaktoren bei der VHV

Die VHV schrieb in den ersten beiden Jahren des Beobachtungszeitraums rote Zahlen in der Sparte, wobei sie anfangs auf eine Quote von über 120 Prozent kam. Dies war auf Verstärkungen der Schadenrückstellung für Vorjahre sowie zuletzt auch auf eine deutlich höhere Schadenlast zurückzuführen (20.1.2020).

Über 100,7 Prozent (2019) schafften die Hannoveraner 2020 wieder den Sprung in die Gewinnzone (14.1.2022). Dort verharrten sie auch 2021, 2022 und 2023. Zuletzt schaffte das Unternehmen mit unter 90 Prozent die beste Quote.

Dabei standen um fast acht Prozent gestiegenen Einnahmen ein um etwa fünf Prozent gesunkener Schadenaufwand gegenüber. Letzteres wird im Geschäftsbericht 2023 (PDF, 764 KB) auf „eine gesunkene Anzahl von Schäden sowie gesunkene Schadendurchschnitte“ zurückgeführt.

Nur die Bayerische in allen Jahren über 100 Prozent

Die BA die Bayerische war der einzige der vorgenannten Anbieter, der kontinuierlich die Schwelle von 100 Prozent übertraf. Bestenfalls waren es 101,3 Prozent (2018 und 2020), im schlechtesten Fall 134,2 Prozent (2023).

In jenem Jahr reduzierte sich bei der Bayerischen der Umsatz um vier Prozent auf 13 Millionen Euro. Zeitgleich stiegen die Schadenaufwendungen um über ein Fünftel auf zehn Millionen Euro an. Zudem wurde die Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle um fast die Hälfte auf rund 11,4 Millionen Euro erhöht. Dadurch wuchs die Schadenquote von 60 auf fast 77 Prozent an.

Condor zweimal in den roten Zahlen

Die mittlerweile auf die R+V Allgemeine Versicherung AG verschmolzene Condor (9.8.2024) konnte die Combined Ratio nach anfänglichen Verlusten auf unter 77 Prozent (2022) drücken. Im letzten Jahr des Betrachtungszeitraums erhöhte sich die Quote dann um beinahe 50 Prozentpunkte.

Dabei stand einem um 3,7 Prozent auf 15,7 Millionen Euro gestiegenen Umsatz ein mehr als doppelt so hoher Schadenaufwand als im Vorjahr in Höhe von 14,5 Millionen Euro gegenüber (14.11.2024).

Dafür ursächlich waren laut Geschäftsbericht 2023 (PDF, 2,1 MB) neben einem geringeren Abwicklungsergebnis auch „höhere Geschäftsjahres-Schadenaufwendungen infolge gestiegener Schadenhäufigkeiten und Schadendurchschnitte“.

BA, Condor, VHV (Bild: Wichert)

Bezugshinweis

Der „Branchenmonitor 2024: Haftpflichtversicherung“ enthält zahlreiche weitere Kennzahlen zum Versicherungszweig. Die Daten werden auf Sechsjahressicht dargestellt (2018 bis 2023). Die rund 80-seitige Studie kann als PDF-Version für brutto 892,50 Euro inklusive Mehrwertsteuer bei Maik Entrich per E-Mail oder per Telefon unter 0341 24659262 bestellt werden.

Wie aus den offiziellen Statistiken des GDV, geht auch aus den Kennzahlen des Branchenmonitors nicht hervor, wie sich die Beitragseinnahmen der einzelnen Gesellschaften hinsichtlich Privat- und Gewerbekundengeschäft verteilen.

Zudem wird in dem Branchenmonitor der Schwerpunkt auf Anbieter mit Fokus auf das Privatkundengeschäft gelegt. Daher werden Daten für Industrieversicherer wie Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) oder HDI Global SE nicht in der Untersuchung aufgeführt.

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