Diese Kfz-Haftpflichtversicherer fuhren 2023 tief in die Verlustzone

5.12.2024 – In der Kfz-Haftpflichtversicherung kam im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der 50 größten Anbieter auf eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von über 100 Prozent. Acht davon schnitten mit 110 Prozent oder höher ab. Der höchste Wert stand für die BGV mit mehr als 122 Prozent zu Buche. Der größte Anstieg war bei der WGV zu beobachten. Dies zeigt der „Branchenmonitor 2024: Kraftfahrtversicherung“ von V.E.R.S. Leipzig.

Die Ertragslage für die deutschen Kfz-Haftpflichtversicherer hat sich 2023 weiter verschlechtert. Bei etwa vier Prozent mehr regulierten Schäden erhöhten sich die Versicherungsleistungen mit acht Prozent (auf einen neuen Rekordwert von knapp 16,2 Milliarden Euro) in etwa doppelt so stark wie der Umsatz. Dieser nahm „nur“ um etwa vier Prozent auf 17,7 Milliarden Euro zu.

Kombinierte Schaden-Kosten-Quote stark gestiegen

In der Folge ist die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (nach Abwicklung; in Relation zu den verdienten Bruttobeiträgen) um fünf Prozentpunkte auf 101,5 Prozent gestiegen. Im Jahr zuvor war es bereits um über acht Prozentpunkte nach oben gegangen (VersicherungsJournal 19.8.2024).

Dies entspricht auf 16-Jahressicht dem vierthöchsten Wert. Noch unprofitabler war die Branche nur in den Jahren 2010 bis 2012. Der Tiefststand im Betrachtungszeitraum wurde – coronabedingt – 2021 mit unter 89 Prozent erreicht.

Entwicklung (Bild: Wichert)
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Acht Kfz-Versicherer mit mehr als zehn Cent Verlust pro Beitragseuro

Auf Ebene der einzelnen Gesellschaften zeigt sich laut dem „Branchenmonitor 2024: Kraftfahrtversicherung“ eine riesige Spreizung. Die Studie wird jährlich von der V.E.R.S. Leipzig GmbH durchgeführt. Sie enthält Übersichten zu zahlreichen Kennzahlen der 50 größten Marktakteure in der Sparte, die auf rund 90 Prozent Marktanteil kommen.

Der Publikation zufolge landeten angeführt von der Cosmos Versicherung AG (5.12.2024) nur 24 Marktteilnehmer in der Gewinnzone. 26 Anbieter schrieben rote Zahlen in Kfz-Haftpflicht. Acht von ihnen machten versicherungstechnisch sogar mehr als zehn Cent Verlust pro Beitragseuro.

Höchste Quoten bei BGV und Nürnberger

Auf die höchsten Quoten von um die 122 Prozent kamen die BGV-Versicherung AG und die Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG.

Hauchdünn unter der Marke von 120 Prozent blieb die WGV-Versicherung AG. Vergleichsweise hohe Combined Ratios zwischen knapp 117 und 113 Prozent werden für die Allianz Direct Versicherungs-AG, die Debeka Allgemeine Versicherung AG und den DEVK Deutsche Eisenbahn Versicherung Sach- und HUK-Versicherungsverein a.G. ausgewiesen.

Versicherungstechnisch mehr als zehn Cent Verlust pro Beitragseuro schrieben ansonsten nur noch die Sparkassen-Versicherung Sachsen Allgemeine Versicherung AG (SV Sachsen) und die Alte Leipziger Versicherung AG.

Hohe Combined Ratio (Bild: Wichert)

Nur die Allianz Direct verbesserte sich

Ihre Quote senken konnte nur das Vorjahres-Schlusslicht Allianz Direct, und dies um 21 Prozentpunkte. Das ging zu einem Großteil auf die Schadenseite zurück. So sank die Schadenquote um fast 14 Punkte auf unter 95 Prozent.

Dabei erhöhte sich der Umsatz deutlich stärker (plus 350 Prozent auf 297 Millionen Euro) als die Schadenaufwendungen (plus über 300 Prozent auf knapp 282 Millionen Euro).

Die Betriebsaufwendungen erhöhten sich „nur“ um gut 160 Prozent auf knapp 66 Millionen Euro. Die Betriebskostenquote sank um fast acht Prozentpunkte auf 22 Prozent. Laut Geschäftsbericht 2023 (PDF, 1,0 MB) resultiert diese Verbesserung „aus den Verwaltungskosten“.

„Bei gestiegenen absoluten Verwaltungsaufwendungen konnte der Verwaltungskostensatz mehr als halbiert werden, während der Abschlusskostensatz sowie die absoluten Abschlusskosten im Zuge des hohen Niveaus der Neustückeproduktion über dem Vorjahr lagen.“

Sonderfaktoren bei der Allianz Direct

Hintergrund für die massive Zunahme bei den Einnahmen und den Ausgaben war die Neuordnung des europäischen Direktversicherungsgeschäfts unter der Marke Allianz Direct. In diesem Rahmen „wurde im Geschäftsjahr 2023 der Direktbestand der Allianz Benelux S.A. auf die Allianz Direct Versicherungs-AG übertragen“, heißt es in dem Bericht.

„Des Weiteren ging das spanische Direktversicherungsgeschäft der Fénix Directo, Compañía de Seguros y Reaseguros, S.A. („Fénix Directo“) mit Sitz in Madrid, Spanien, durch Verschmelzung der bisherigen Tochtergesellschaft in der Allianz Direct Versicherungs-AG auf.“ Als weitere Sonderfaktoren werden unter anderem bilanzielle Wertanpassungen und Reserveerhöhungen genannt.

WGV mit deutlicher Verschlechterung

Bei allen anderen vorgenannten Akteuren verschlechterten sich die Quoten deutlich, und zwar um mindestens drei Prozentpunkte. Bei der WGV-Versicherung fiel die Combined Ratio mit 119,3 Prozent sogar um rund 21 Prozentpunkte höher aus. Bei um etwa vier Prozent auf 194 Millionen Euro gestiegenem Umsatz erhöhte sich der Schadenaufwand um fast 30 Prozent (auf 207 Millionen Euro).

Daraus resultiert die höchste Schadenquote unter den aufgelisteten Anbietern von fast 107 Prozent. Bei der Betriebskostenquote reichte ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert von 12,5 Prozent branchenweit für Platz neun.

Im Geschäftsbericht 2023 (PDF, 2,2 MB) wird zum Hintergrund neben einer schlechteren Abwicklung der Vorjahresschäden angeführt, dass „erhebliche inflations- und nachfragegetriebene Preissteigerungen die Reparaturkosten erneut in wesentlichem Umfang“ erhöht hätten.

Meist überdurchschnittliche Schadenquoten ...

Bei einem Blick auf die Schadenquoten fällt auf, dass die Gesellschaften mit den höchsten Combined Ratios durch die Bank deutlich überdurchschnittliche Werte ausweisen. Der Durchschnittswert der 50 in der Publikation aufgeführten Anbieter beträgt 83,9 Prozent. Halbwegs in der Nähe dieses Wertes liegt einzig die Alte Leipziger mit 88,1 Prozent.

Die WGV sowie die BGV kommen sogar auf Schadenquoten von über 100 Prozent und belegen damit die Ränge 50 und 49. Etwas unter dieser Marke blieben die Nürnberger (Platz 47) und der DEVK VVaG (Position 46).

Bei allen genannten Anbietern, mit Ausnahme der Allianz Direct und der Debeka, hat sich der Wert teils massiv verschlechtert. Bei der Nürnberger „nur“ um vier Prozentpunkte, bei WGV und BGV um jeweils mehr als 20 Prozentpunkte.

Schadenquoten (Bild: Wichert)

... und Betriebskostenquoten

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Betriebskostenquote, deren Schnitt mit 18,1 Prozent angegeben wird. Lediglich die WGV (Rang neun mit 12,1 Prozent) und der DEVK VVaG (Platz 14 mit 16,2 Prozent) agierten deutlich besser als der Markt.

Der höchste Wert wird mit 23,4 Prozent erneut für die Nürnberger ausgewiesen (Position 44). Knapp davor liegen mit jeweils über 22 Prozent die Debeka, die Allianz Direct und die Alte Leipziger. Bei der Debeka ging es besonders deutlich nach oben (plus fast fünf Prozentpunkte). Dabei nahmen die Betriebsaufwendungen um fast ein Drittel zu.

Laut Geschäftsbericht 2023 (PDF, 4,8 MB) resultiert dieser Anstieg „insbesondere aus der Geschäftsausweitung und ist vor allem auf höhere zusätzliche Abschlussaufwendungen infolge eines Vertriebswettbewerbs zurückzuführen“.

Betriebskostenquoten (Bild: Wichert)

Der „Branchenmonitor 2024: Kraftfahrtversicherung“ enthält zahlreiche weitere Kennzahlen zum Versicherungszweig. Die Daten werden auf Sechsjahressicht dargestellt (2018 bis 2023). Die rund 200-seitige Studie kann als PDF-Version für brutto 1.487,50 Euro inklusive Mehrwertsteuer bei Maik Entrich per E-Mail oder per Telefon unter 0341 24659262 bestellt werden.

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