Zahl der Altersrenten unter Grundsicherungsniveau ist deutlich gestiegen
10.12.2024 – Die Zahl der Rentner, die eine Altersrente unterhalb des existenzsichernden Minimums erhalten, ist 2023 gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesarbeitsministeriums.
Rund 7,9 Millionen Rentner erhielten zum Jahresende 2023 eine Altersrente (Zahlbetrag) unterhalb des Grundsicherungsniveaus von damals 950 Euro im Monat. Das zeigen Zahlen, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion vorgelegt hat. Zuerst hat die Bild-Zeitung über die Daten berichtet.
Damit ist die Zahl der Altersrenten, die unterhalb des Existenzminimums liegen, gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent gestiegen. Zum Jahresende 2022 hatten noch 7,2 Millionen Renten diese Grenze unterschritten, die zum damaligen Zeitpunkt bei 865 Euro lag.
Anspruch auf Grundsicherung im Alter
Reicht die Rente zum Leben nicht aus, haben die Betroffenen Anspruch darauf, ihr Einkommen mit der Grundsicherung im Alter aufzustocken. Im Dezember 2023 erhielten rund 689.590 Senioren eine solche finanzielle Hilfe vom Staat: 4,7 Prozent mehr als im Dezember des Vorjahres (VersicherungsJournal 19.4.2024).
Die Höhe der Altersrente allein lasse aber nicht auf finanzielle Bedürftigkeit schließen, da weitere Einkommen und die Zusammenhänge im Haushalt nicht berücksichtigt würden, kommentiert das Bundesarbeitsministerium die Daten.
Ausländische Rentner besonders betroffen?
Die AfD verweist auf die hohe Zahl ausländischer Rentner, die eine Rente unterhalb der Grundsicherung beziehen. Demnach erhielten zum Jahresende 2023 rund 1,5 Millionen ausländische Altersruheständler eine Rente unter dem Existenzminimum. Das entspreche 73,5 Prozent der ausländischen Rentner im Rentenbezug, hebt die Bundesregierung hervor.
Knapp eine Million Betroffene kommen hierbei aus anderen EU-Ländern.
Laut Rentenversicherungsbericht der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV Bund) erhielten zum Jahresende 2023 rund 2,069 Millionen ausländische Bürger eine Rente wegen Alters. Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag in dieser Gruppe betrug 614,29 Euro im Monat.
Gründe für niedrige Renten ausländischer Altersrentner
Gründe, weshalb ausländische Rentenbezieher häufiger von niedrigen Renten betroffen sind, nennt die Bild-Zeitung nicht. Auf die Ursachen geht die DRV Bund teilweise in ihren Rentenversicherungsberichten ein. Diese gestatten ein differenzierteres Bild:
- Kürzere Beitragszeiten: Viele ausländische Arbeitnehmer kamen erst im späteren Verlauf ihres Erwerbslebens nach Deutschland, oft als Gastarbeiter in den 1960er- und 1970er-Jahren. Da die Höhe der Rente von den eingezahlten Beiträgen und der Dauer der Beschäftigung abhängt, resultiert eine kürzere Beitragszeit in einer niedrigeren Rente.
- Anrechnungszeiten fehlen: Viele ausländische Rentner haben in ihren Herkunftsländern Arbeitsjahre, die in Deutschland nicht anerkannt werden oder durch bilaterale Abkommen nur teilweise angerechnet werden. Das reduziert ebenfalls die Rentenansprüche. Zugleich haben die Rentner zusätzlich Ansprüche auf Rentenzahlungen aus dem Ausland erworben.
- Teilweise Rückkehr in das Herkunftsland: Viele ausländische Arbeitnehmer kehren in ihre Heimatländer zurück und nehmen nur die Ansprüche mit, die sie sich in Deutschland erarbeitet haben, ohne in Deutschland bis zur Rente weiter in das System einzuzahlen.
- Niedrigere Einkommen: Ausländische Beschäftigte arbeiten häufiger in Branchen oder Positionen mit geringeren Löhnen. Auch sind sie stärker von Teilzeit und Brüchen in der Erwerbsbiographie betroffen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verweist darauf, dass ein Drittel der sozialversicherungspflichtig ausländischen Beschäftigten auch in Vollzeit einen Lohn von weniger als 60 Prozent des medianen Bruttoverdienstes und damit einen Niedriglohn erhalten.
„Differenzierte Angaben zu ausländischen Beschäftigten, etwa zu einem (frühzeitigen) Wechsel ins Ausland beziehungsweise Heimatland beziehungsweise zu einem (späteren) Wechsel nach Deutschland oder zur Beschäftigung im Niedriglohnsektor, haben wir leider nicht“, teilt eine Sprecherin der DRV Bund auf Anfrage mit.
Jeder fünfte Rentenversicherte ist ausländischer Bürger
Laut der Statistik „Rentenversicherung in Zahlen 2024“ waren zum Jahresende 2022 knapp 8,1 Millionen ausländische Bürger in der gesetzlichen Rentenversicherung aktiv versichert, zahlten also Beiträge ein. Das entsprach mehr als jeder fünften rentenversicherten Person. Neuere Zahlen liegen hierzu nicht vor.
Die meisten ausländischen Rentenversicherten waren türkische Staatsbürger mit mehr als 1,087 Millionen Personen. Die zweitgrößte Gruppe stellen Bürger aus Jugoslawien und Nachfolgestaaten mit knapp 831.000 Rentenversicherten. Ihnen folgen Polen als drittgrößte Gruppe (610.422 Personen) sowie Ukrainer (rund 563.000).