Diese Faktoren beeinflussen den Abschluss einer BU-Versicherung
22.5.2023 Nach wie vor gehören Berufsunfähigkeits-Versicherungen nicht zum Standard in deutschen Haushalten. Die einen fürchten die Kosten, andere wissen zu wenig über die Absicherung. Haushalte mit Kindern stehen aber besser da als Paare.
Nicht einmal die Hälfte der Familien in Deutschland hat sich gegen den Verlust der Arbeitskraft abgesichert. Finanzielle Gründe als auch Unwissenheit spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Das belegt eine Umfrage im Auftrag der R+V Versicherungen.
Für die Erhebung befragte das Meinungsforschungs-Institut Mentefactum GmbH im März online 1.005 berufstätige Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 45 Jahren.
Kinder beeinflussen Entscheidung für oder gegen Abschluss
Bei der Absicherung gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit (BU) spielen Kinder eine wichtige Rolle. 43 Prozent der Haushalte haben einen Schutz abgeschlossen. Bei Familien mit Kindern sind es dagegen 47 Prozent. Bei Paaren setzen nur 39 Prozent auf das finanzielle Sicherheitsnetz.
Vor dem Eintritt des Ernstfalls sorgen sich Eltern mehr als Kinderlose. 38 Prozent der befragten Paare mit Kindern haben eine große (28 Prozent) oder sogar sehr große (zehn Prozent) Angst, beruflich auszufallen. Bei den Lebensgemeinschaften ohne Kinder sind es nur 26 Prozent, die eine große (21 Prozent) oder sehr große (fünf Prozent) Angst davor haben.
25 Prozent vertrauen auf ihr Glück
Dass die Absicherung nicht zum Standardprogramm der Haushalte hierzulande zählt, hat diverse Gründe. 18 Prozent haben sich über diese Versicherung noch gar nicht informiert. 25 Prozent vertrauen auf ihr Glück und gehen davon aus, dass sie bis zur Rente arbeiten können.
48 Prozent nennen dagegen die hohe, finanzielle Belastung, die der Schutz ihrer Meinung nach kosten könnte (Mehrfachnennungen möglich).
Verbraucher kennen sich zum Thema BU nicht wirklich aus
Auch bei den Ursachen für den Verlust der Arbeitskraft kennen sich die Befragten nicht wirklich aus. So schätzen die Teilnehmer mit jeweils 54 Prozent (Mehrfachnennungen möglich) das Risiko einer BU durch Unfall und Burn-out als gleich hoch ein.
Psychische und Nervenkrankheiten belegen jedoch den Spitzenplatz im Ranking der Invaliditätsursachen. Ein Beispiel dafür sind Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), die unter den Mitgliedsunternehmen erhoben wurden (VersicherungsJournal 22.4.2020, 7.6.2019, 30.11.2018, 29.3.2018).
In der letzten Auflage der „Analyse der Regulierungspraxis Berufsunfähigkeits-Versicherungen“ der Franke und Bornberg GmbH lagen ebenfalls psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen an der Spitze (24.10.2022). Schwere Unfälle machen dagegen laut GDV nur rund acht Prozent aller BU-Fälle aus.
Mehr als jeder dritte Fall im Geschäftsjahr 2021 war auf eine psychische Erkrankung zurückzuführen. Das gab das Analysehaus Morgen & Morgen GmbH (M&M) im Rahmen der Veröffentlichung des aktuellen Jahrgangs des „M&M Rating Berufsunfähigkeit“ (5.5.2023, 4.5.2023) bekannt.
Wie die Sparte für den Vertrieb läuft
„Eine Berufsunfähigkeits-Versicherung ist eine essenzielle Absicherung, die oft der einzige Schutz der finanziellen Existenz für den Versicherten und seiner Familie ist. Sie ergänzt staatliche Leistungen, sofern gesetzliche Ansprüche bestehen“, lässt sich Bert Heidekamp, geprüfter und zertifizierter Sachverständiger im Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter BDSF e.V., zitieren.
Der unabhängige Vertrieb hat seine eigene Sicht auf die Sparte: Die Geschäftsentwicklung mit Produkten zur Arbeitskraftabsicherung war 2022 nur noch für gut jeden vierten unabhängigen Vermittler besser als im Jahr zuvor. Bei fast jedem fünften gab es dagegen eine Verschlechterung (5.5.2023).
Der Absatz von selbstständigen Berufsunfähigkeits-Policen läuft im Segment nach Vermittleraussage zwar gegenwärtig am besten. Bei den erwarteten Umsatztrends hat die Grundfähigkeits-Versicherung dieser Produktgruppe inzwischen den Rang abgelaufen. Dies zeigt die Asscompact-„Marktstudie BU/ Arbeitskraftabsicherung 2023“.
Auf den mit Abstand größten Geschäftsanteil im unabhängigen Vermittlermarkt kommt die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G. in der Berufsunfähigkeits-Versicherung. Dahinter folgen die Allianz Lebensversicherungs-AG und die Swiss Life AG, Niederlassung für Deutschland (5.5.2023).