Die Lebensversicherer mit der größten Nachhaltigkeitskompetenz
27.9.2024 – Allianz, Axa, Ergo Life, HDI, Neue Leben, Stuttgarter und Targo verfügen über eine „exzellente“ Nachhaltigkeitskompetenz. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung des IVFP. Die Rater prüften die vier Bereiche Strategie, Prozesse, Produkt & Service sowie Kennzahlen.
Das nunmehr dritte Jahr in Folge (VersicherungsJournal 2.10.2023, 14.10.2022) hat die Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH (IVFP) ein „Nachhaltigkeits-Kompetenz-Rating“ vorgelegt.
Dem IVFP sei es ein bedeutendes Anliegen, den Verbrauchern aufzuzeigen, welche Rolle Nachhaltigkeit bei der Strategie und den Prozessen der Anbieter spiele, heißt es in der Dokumentation zum Rating. Auch eine angemessene Produktgestaltung und ein positiver ökologischer Fußabdruck würden zu einem kompetenten Gesamtauftreten in puncto Nachhaltigkeit beitragen.
Hoher Aufwand für die Versicherungsgesellschaften
In diesem Jahr haben sich insgesamt 16 Versicherer dem Vergleich gestellt. Sie wurden hinsichtlich der vier Aspekte Strategie, Prozesse, Produkt & Service sowie nachhaltigkeitsbezogene Kennzahlen untersucht. Die Basis bildete ein Kriterienkatalog mit mehr als 50 Einzelkriterien.
Bei jedem Kriterium erfolgte die Bewertung anhand verschiedener Ausprägungen wie beispielsweise „klar ersichtlich“, „nicht klar ersichtlich“ und „nicht erkennbar“. Grundlage war ein standardisierter Bewertungsbogen, in den alle relevanten Parameter eingeflossen sind. Die Beurteilung erfolgte anschließend im Benchmark-Verfahren.
Reine Lippenbekenntnisse waren nicht ausreichend, heißt es. „Um in die Bewertung aufgenommen zu werden, mussten die Teilnehmer ihre Anstrengungen im Nachhaltigkeitsbereich umfangreich belegen“, wird berichtet. Die Rater nahmen einen Abgleich zwischen den angegebenen Antworten und den eingereichten Dokumenten vor. Dies waren bis zu 200 Einzelbelege pro Anbieter.
IVFP gewichtete die vier Bereiche unterschiedlich
Zur Feststellung des Gesamturteils heißt es: „Das IVFP hat einen individuellen Notenschlüssel entwickelt, mit dem es einzelne Noten in den geprüften Teilbereichen [...] ermittelt. Die Gesamtnote ergibt sich demnach aufgrund der einzelnen Teilbereichsnoten sowie des jeweiligen Gewichts dieses Teilbereichs an der Gesamtnote.“
Die Gewichtung sah wie folgt aus:
- Strategie: 40 Prozent,
- Prozesse: 30 Prozent,
- Produkt & Service: 20 Prozent und
- Kennzahlen: zehn Prozent.
Die Beurteilungen reichten von „exzellent“ (0,5 bis 0,9) und „sehr gut“ (1,0 bis 1,4) über „gut“ (1,5 bis 2,4) und „befriedigend“ (2,5 bis 3,4) bis hin zu „ausreichend“ (3,5 bis 4,4), „mangelhaft“ (4,5 bis 5,4) und „ungenügend“ (5,5 bis 6,0).
Unternehmen mit besonders wertvollem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
Erstmals vergab das Institut die Höchstnote – und dies gleich siebenmal. Folgende Gesellschaften verfügen laut ihrer Auswertung über eine „exzellente“ Nachhaltigkeitskompetenz (in alphabetischer Reihenfolge):
- Allianz Lebensversicherungs-AG,
- Axa Lebensversicherung AG,
- Ergo Life S.A.,
- HDI Lebensversicherung AG,
- Neue Leben Lebensversicherung AG,
- Stuttgarter Lebensversicherung a.G. und
- Targo Lebensversicherung AG.
Allianz, HDI, Neue Leben und Targo sicherten sich die Spitzenbewertung sogar in allen vier Teilbereichen. Die Ergo Life und die Stuttgarter schafften dies dreimal. Beide fielen nur im Teilbereich Kennzahlen etwas zurück.
Alle sieben Vertreter der Spitzengruppe hatten bereits im Vorjahr die zweithöchste Note „sehr gut“ erzielt. Diese Bewertung konnten jetzt die Signal Iduna Lebensversicherung AG und die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG wiederholen.
Die Alte Leipziger Lebensversicherung a.G., die Gothaer Lebensversicherung AG und die ehemals Swiss Life AG, Niederlassung für Deutschland (heute Swiss Life Lebensversicherung SE) (5.9.2024), im Vorjahr ebenfalls allesamt für „sehr gut“ befunden, sind hingegen nicht in einer der beiden Bestenlisten zu finden. Weitere Notenstufen werden vom IVFP nicht veröffentlicht.
Versicherungsbranche zeigt teils nachlassendes Ambitionsniveau
Die Rahmenbedingungen haben sich seit dem ersten Nachhaltigkeitskompetenzrating vor zwei Jahren verändert, berichten die Rater. „War die Einstellung gegenüber diesem Thema vor zwei Jahren noch durchwegs positiv, so ist dies nun nicht mehr zwingend der Fall“, schreiben sie.
Eine aufwendige Datenerhebung, komplizierte Definitionen und regulatorische Anforderungen, die an der Praxis vorbeigingen, seien hierfür unter anderem als Gründe zu nennen.
„Diese Skepsis spiegelt sich auch in unserem Rating wider. Bei einigen Gesellschaften ist ein nachlassendes Ambitionsniveau zu beobachten. Manche sehen sogar gänzlich von einer neuerlichen Teilnahme ab. Letzteres konnte erfreulicherweise durch weitere Teilnehmer kompensiert werden“, heißt es.